Volle Bücher, leere Akkus

Ein komplettes Jahr unter Covid-19-Bedingungen hat Spuren hinterlassen. Während es wirtschaftlich für viele Agenturen bergauf ging, leidet das Personal, und das Recruiting wird immer schwieriger. Agenturen müssen im eigenen Haus Themen stemmen, die sie normalerweise bei ihren Kunden begleiten: New Work, Digitalisierung, Achtsamkeit, Vermittlung von Wir-Gefühl, Suche nach Werten und Unternehmenskultur stehen auf der Agenda. Damit verbunden ist eine neue Nachdenklichkeit im Management. Das sind die Kernergebnisse unserer traditionellen Jahresumfrage, an der diesmal die Geschäftsführer von 35 der größten Agenturen in Deutschland teilgenommen haben. Ihre vollständigen Statements lesen Sie hier.

Illustration: Daniel Berkmann/Adobe Stock; kazy/Adobe Stock; Montage: prmagazin

Die gute Nachricht zu Beginn: Der Geschäftseinbruch, den viele Agenturen im Lockdown-Jahr 2020 durchlitten hatten, scheint überwunden zu sein. Kurzarbeit war 2021 jedenfalls kaum noch ein Thema. Mit haebmau und Havas geben nur noch zwei Agenturen an, dass erst zur Jahresmitte 2021 alle Mitarbeitenden wieder voll beschäftigt werden konnten. Andere, wie Oliver Schrott Kommunikation oder Achtung!, verpassten sich im Nachgang der Krise sogar einen neuen Look – ein selbstbewusstes Symbol der Rückkehr zu neuer beziehungsweise alter Stärke.

Auch von Umsatzverlusten gegenüber der Vor-Pandemie-Zeit berichten nur noch wenige der 35 Teilnehmer an der aktuellen Jahresumfrage. Die meisten geben an, die Dellen aus dem Jahr 2020 ausgebügelt zu haben. fischerAppelt meldet „sonnige“ Aussichten, andere prognostizieren für 2021 konkret zweistellige Wachstumszahlen, darunter LHLK, Team Lewis, markenzeichen, FleishmanHillard, haebmau und die Publicis-Tochter MSL.

Letztere erwartet für 2021 gar ein Umsatzplus von 24 Prozent, nach 27 Prozent Plus bereits im Vorjahr. So stiegen bei MSL in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren die Honorare um satte 60 Prozent.

Wirtschaftlich entwickelt sich Covid-19 zusehends zum Erfolgsfaktor für Kommunikatoren – was letztlich nicht verwundert, wenn man sich klarmacht, vor welchen immensen Transformationsaufgaben viele Branchen stehen. Die Pandemie, da ist sich die Branche einig, wirkt als Katalysator für gesellschaftliche und wirtschaftliche Umwälzungen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, die Energieund Mobilitätswende sowie ein verändertes Konsumverhalten.

Gefragt sind „Orientierung, Einordnung und Guidance“, wie Mirko Kaminski von Achtung! zusammenfasst. Damit einher gehen viele neue C-Level-Jobs, viele Strategie-Etats und, neben kleinteiligen Projekten, auch nicht mehr erwartete Großaufträge: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch einmal in meiner Karriere schreiben darf, denn in der Tat spüren wir eine Kehrtwende hin zu Gesamtetats beziehungsweise zur Agency of Record“, notiert Sabine Hückmann von Ketchum Germany. „Vielleicht möchten die Auftraggebenden wenigstens in puncto Agentur-Support die maximale Zuverlässigkeit in diesen unzuverlässigen und hochbeschleunigten Zeiten?“

Trotz guter Geschäftsentwicklung kommt unter den Agenturen allerdings keine Euphorie auf. Im Gegenteil: Es dominieren nachdenkliche Töne, denn der Erfolg in den Geschäftsbüchern ist mit einem großen Aber verknüpft. […]

Dieser Text ist ein Auszug. Die komplette Auswertung der Jahresumfrage lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe Januar 2022.

Die 35 Statements der Geschäftsführer in voller Länge finden Sie hier.