Mehr Dialog, bitte!

Die Wirtschaft sollte sich nicht an Fridays for Future abarbeiten, sondern ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Das geht nicht gegeneinander. Bayer-Kommunikationschef Michael Preuss und Cheflobbyist Matthias Berninger sind überzeugt: Unternehmen müssen ihre Strategie und Kommunikation neu orientieren und den ehrlichen Dialog mit allen relevanten Anspruchsgruppen suchen.

Fridays for Future gegen Großkonzerne – so lautet eine gern gewählte Schlagzeile. Und das, obwohl viele Konzerne die Forderungen der Klimaaktivisten schon erfüllen. Wie Fridays for Future fordert, will Bayer bereits bis 2030 klimaneutral sein, stellt zugekauften Strom zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien um und kompensiert die verbleibenden Emissionen. Und nicht nur Bayer: Mehr als 1.000 Unternehmen arbeiten mit der Science Based Targets Initiative (SBTi) zusammen, um ihre Emissionen im Einklang mit der Klimawissenschaft zu reduzieren und die Erderwärmung gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen zu beschränken.

Wir möchten überhaupt nicht die Bemühungen von Fridays for Future kritisieren. Ganz im Gegenteil: Mehr denn je gilt es, die planetaren Grenzen zu respektieren. Die Wissenschaft zeigt klar: Die Menschheit hat diese Grenzen deutlich überschritten. Es macht keinen Sinn, dass sich Unternehmen an den Aktivisten von Fridays for Future abarbeiten. Stattdessen sollten wir unseren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel und die Übernutzung natürlicher Ressourcen leisten. Wir werden sehen, dass wir dadurch auch die Reputation der Wirtschaft stärken.

Illustration: elenabsl/Adobe Stock


Dialog statt Grabenkämpfe

Die Art und Weise, wie bei uns Debatten – wie etwa Klimaschützer gegen die Wirtschaft – geführt werden, behindert die Veränderung zum Guten. Es geht häufig nur um das ausschließliche Oder, nicht um das Und, das verschiedene Ansätze vereint und so viel mehr Kräfte für eine Lösung freisetzt.

Beispielhaft dafür ist die Forderung nach einer konsequent ökologischen Agrarwirtschaft, wo doch längst klar ist, dass diese ertragsmäßig nicht ausreicht, die enorm wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Es ist im Gegenteil so, dass wir die landwirtschaftliche Produktion erheblich steigern müssen, um die zehn Milliarden Menschen ernähren zu können, die im Jahr 2050 auf der Erde leben werden.

Wie leistet man das? Auf jeden Fall nicht, indem man singuläre Positionen bezieht, sich aber nicht um die Abwägung mit anderen ethisch zumindest gleichwertigen Interessen kümmert. Globale Probleme können wir nur mit einem partnerschaftlichen Ansatz lösen. Wir müssen weg vom Einzelinteresse hin zum großen Ganzen. Dazu gehört der Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft genauso wie der Erhalt des Industriestandorts Deutschland.


PR = Präsenz und Relevanz

Dass Debatten oft in polarisierter Form ausgetragen werden, liegt auch an Unternehmen. Noch im Jahr 1970 schrieb der Ökonom Milton Friedman in einem Aufsatz im New York Times Magazine, Unternehmen würden ihrer Verantwortung gerecht, wenn sie lediglich auf ihre finanzielle Profitabilität setzten. Seine Kernaussage „The business of business is business!“ ist zum geflügelten Wort geworden – bedient aber ein Klischee, das immer noch in den Köpfen präsent ist.

Nur wenn alle Beteiligten bei Strategie- und Dialogfähigkeit vorankommen, haben Wirtschaft und Gesellschaft eine Chance, nachhaltiger zu werden. Tatsächlich muss die Wirtschaft gegenwärtig ihre gesellschaftliche Legitimität unter Beweis stellen. Ihre „License to operate“ ergibt sich nicht nur aus ihrer finanziellen Profitabilität, sondern auch daraus, ob sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird. Dazu müssen Unternehmen in dreierlei Hinsicht aktiv werden.[…]

Dieser Text ist ein Auszug. Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe Mai 2021.