Hören ist das neue Lesen

(Illustration: Maxim P/Adobe Stock)

Von Machine Learning über Natural Language Generation bis Robo-Journalismus: Der Kommunikationsprofi der Zukunft muss viel mehr über Künstliche Intelligenz wissen und denkt ganz selbstverständlich auch in technologischen Aspekten, meinen Dirk Popp und Steve Nitzschner, Co-CEOs der Agentur Wildstyle Network.


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Dirk Popp: „Wir müssen uns die Frage stellen: Welche Rolle spielen Textinformationen überhaupt noch? Werden diese bald ganz verschwinden?“
Steve Nitzschner: „Inhalte zu konsumieren, muss viel müheloser werden. Vielleicht ein Grund, weshalb Audioformate boomen.“

Hand hoch, wer sich schon vor ein paar Jahren vorstellen konnte, ein kleines, rundes Ding in sein Haus zu holen und dieses mit „Alexa“ oder „Hey Google“ anzusprechen. Fast vergessen, weil mittlerweile normal: Der Amazon Echo hatte in Deutschland seinen Launch am 26. Oktober 2016. Nur eine von vielen technologischen Entwicklungen der letzten Jahre, die sich zwangsläufig auch in der professionellen Kommunikation niederschlagen.

Viele Kommunikations- und Marketingabteilungen tun sich immer noch schwer mit dem rasanten technologischen Wandel. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten von uns, aber auch die Chefs und Chef-Chefs, anders sozialisiert worden sind. Selbst die erste Generation der Digital Natives, die GenY, ist noch mit E-Mails und Webseiten voller Bleiwüsten aufgewachsen. Das ist schwer abzuschütteln. Noch schwieriger ist es für Ältere.

So ist bei einem Flaggschiff des täglich gedruckten Worts, nehmen wir mal die FAZ, der durchschnittliche Leser 53,4 Jahre alt (Quelle: Horizont Report Leitmedien). Schwer vorstellbar, dass es eine signifikante Leserschaft bei den unter 30-Jährigen gibt. Von den noch Jüngeren gar nicht zu sprechen. Manche mögen einwenden: Schaut Euch Die Zeit an, die wächst in Print doch. Gut, aber das ist wohl eher eine Anomalie als das Abbild der Realität – Ausnahmen gab und gibt es immer.

GENERATION DER TECH-STARS

Schauen wir uns die kommenden Generationen an, findet Text als wesentliches Element kaum noch statt. Längere Artikel lesen? Fehlanzeige. Dafür wird ganz selbstverständlich mit zwei oder mehr Monitoren hantiert, werden in Sekundenschnelle Inhalte gescreent und bewertet, zwischen Apps hin und her gewechselt und parallel noch ein paar Sprachnachrichten ausgetauscht.

Der „Kinder Medien Monitor 2020“ sagt, dass selbst sechs- bis 13-jährige Kinder schon „echte Medientypen“ und multimedial auf sämtlichen Medienplattformen unterwegs sind. Sie kommunizieren überdurchschnittlich stark über alle verfügbaren Kanäle und via Apps.

Warum ist das wichtig? Weil es die künftige Kommunikation und wie wir als Profis damit umgehen müssen, stark beeinflusst. Wir müssen uns also die Frage stellen: Welche Rolle spielen Textinformationen überhaupt noch? Werden diese bald ganz verschwinden, auch weil Künstliche Intelligenz und Algorithmen hinter den Sprachprogrammen Texte künftig völlig überflüssig machen? Und was macht das mit der Kommunikation von Marken und Unternehmen? […]

Dieser Text ist ein Auszug. Lesen Sie in der März-Ausgabe des prmagazins, wieso Inhalte zu konsumieren aus Sicht von Dirk Popp und Steve Nitzschner viel müheloser werden muss, was das für die Kommunikationsbranche bedeutet und welche Skills der Kommunikator der Zukunft braucht.