Grüner Gründergeist

Der Deutsche-Bahn-Konkurrent Flix hat den Fernbusmarkt neu erfunden. Das „Travel-Tech“-Unternehmen ist inzwischen in 40 Ländern aktiv und wächst schnell. Für Kommunikationschefin Andrea Koepfer heißt das: Sie und ihr Team haben alle Hände voll zu tun – über fast alle Kontinente hinweg.

“Wir sind unprätentiös”: Andrea Koepfer, Senior Director Communications & Responsibility der Flix SE. (Foto: Alexander von Spreti)

Hinter jeder erfolgreichen Führungskraft steht ein Team, das ihr den Rücken freihält. So etwas sagen Topmanager gern, auch in der Kommunikation. Wenn Andrea Koepfer, Kommunikationschefin der Flix SE, es sagt, klingt es aber irgendwie anders. Koepfer hat zum prmagazin-Termin alle Teammitglieder dazugebeten, die gerade greifbar waren, sogar der Kollege aus Mailand ist zugeschaltet. Sie lässt ihren Mitarbeitenden beim Antworten den Vortritt, hört zu, nickt, ergänzt höchstens mal etwas, wenn nötig.

„Ich habe mich intensiv mit meinem Führungsstil beschäftigt“, sagt die 52-Jährige. Sie hat sich fest vorgenommen, mit ihren Mitarbeitenden anders umzugehen, als sie selbst es früher manchmal erlebt hat. Sie sollen gehört werden, Raum zum Reden haben, zeigen dürfen, was sie können.

Teamspirit ist bei Flix außerdem so etwas wie eine kommunikative Leitidee. Das „Travel-Tech“Unternehmen, das mit seinen grün leuchtenden Bussen den Fernverkehrsmarkt aufgerollt und sich mit FlixTrain als Konkurrent der Deutschen Bahn etabliert hat, will das Wir-Gefühl seiner weltweit verteilt sitzenden „Flixies“ stärken.

Zum zehnten Geburtstag im August 2023 hat die Firma zum Team-Building drei Tage lang das Festivalgelände Ferropolis in Sachsen-Anhalt gemietet – und 1.000 Mitarbeitende aus ganz Europa dorthin gekarrt, natürlich in Flix-Bussen. Geschlafen wurde im FlixCamp, einem Lager aus 291 Zelten. Mehr als vier Monate lang haben 50 Mitarbeitende das Event vorbereitet, einen Hochseilgarten aufgebaut, Workshops geplant, Kajaks gemietet. Um zu zeigen, was man gemeinsam bewegen kann, haben die Teilnehmenden mit vereinten Kräften einen 19 Tonnen schweren FlixBus gezogen – und die Bilder medienwirksam vermarktet.

Passend zum Jubiläum verkündete Flix das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte und ließ sich zum ersten Mal in die Bücher schauen. Weltweit erzielte das Unternehmen 2022 einen Umsatz von mehr als 1,5 Milliarden Euro und schrieb erstmals seit der Gründung schwarze Zahlen. Mehr als 60 Millionen Fahrgäste in 40 Ländern haben die Dienste von FlixBus, FlixTrain, Greyhound in Nordamerika und Kamil Koç in der Türkei genutzt. Für das laufende Jahr erwartet man ein Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent.

Flix geht es sehr gut“, sagt Christian Schlesiger von The Pioneer. „Es bleibt abzuwarten, wie sie in einer herausfordernden Phase kommunizieren, wenn sie mal so richtig unter Druck stehen.“ Dass die Münchner endlich Geschäftsergebnisse veröffentlichen, kommt bei Medienvertretern gut an. „Als nicht börsennotiertes Unternehmen hat Flix lange mit Geschäftszahlen hinterm Berg gehalten“, sagt Jens Koenen, der das Frankfurter HandelsblattBüro leitet. „Aber da sind sie ja nicht die Einzigen. Und mit Blick auf den Börsengang, der in Finanzkreisen erwartet wird, gibt es seit Kurzem erfreulicherweise auch mehr Zahlen.“

Obwohl die Flix SE längst den Kinderschuhen entwachsen ist, steckt die Start-up-DNA noch tief drin. […]


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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe November 2023.