Sebastian Rudolph leitet die Kommunikation von zwei Dax-Konzernen: Porsche und Volkswagen. Das bedeutet ein extrem herausforderndes Zeitmanagement, auch weil er in der Group-Kommunikation einiges geradezurücken hat. CEO Oliver Blume und er spielen sich spürbar harmonisch die Bälle zu – wie der Vorstandschef im exklusiven Interview mit dem prmagazin bestätigt.

Das ist mal ein Kalender. Sebastian Rudolph legt den Farbausdruck einer typischen Woche auf den Tisch – ein dichtes, buntes Gewimmel. Die Tage fangen morgens um sieben Uhr an, es folgen Termine bis 21 Uhr, manchmal auch bis Mitternacht. Pausen sind keine zu sehen.
Montags ist Rudolph in seinem Porsche-Büro in der Zentrale des Sportwagenbauers in Stuttgart-Zuffenhausen eingeplant. Dienstags steigt er in der Früh mit CEO Oliver Blume in den Firmenflieger nach Braunschweig. Da sitzen sie dann zusammen, sprechen Themen und Arbeitsaufträge durch, weil es eine gute Gelegenheit dafür ist. Es folgen: Treffen mit Markenvorständen, Interviews, Events, Videokonferenzen, Arbeitsessen. Donnerstags geht es abends zurück nach Stuttgart. Und freitags folgt wieder ein Porsche-Tag in Zuffenhausen.
Seit er nicht nur die Porsche-Kommunikation leitet, sondern zusätzlich die des großen Volkswagen-Konzerns, hat Sebastian Rudolph mehr als reichlich zu tun. Ja, er arbeite jetzt noch mehr Stunden, und: „Zu meinen, das alles in einer Fünf-Tage-Woche zu machen, wäre illusorisch“, gibt er zu. Aber erstens macht er den Job mit Leidenschaft. Zweitens legt er sehr viel Wert auf Zeitmanagement. Und drittens delegiert er Aufgaben an seine Kolleginnen und Kollegen – jetzt noch mehr als früher. „Wenn ich versuchen würde, alles zu kontrollieren, könnte ich diese doppelte Aufgabe nicht erfolgreich meistern“, sagt Rudolph.
Er hat zwei Stäbe, zwei iPads und zwei E-Mail-Adressen, am Wochenende schläft er zu Hause, an seinen Wolfsburg-Tagen wohnt er im Hotel. Seine kleinen Söhne ruft er morgens per FaceTime an und versucht in der knappen Freizeit zu Hause, möglichst wenig aufs Handy zu schauen. Doch die neue Aufgabe fordert ihren Tribut. Im vergangenen Jahr hat Rudolph noch als Leistungssportler bei den Herren 40 in der Regionalliga Südwest Tennis gespielt. Seit Ende Juli hat er ganze zwei Mal auf dem Platz gestanden. „Familienzeit geht vor“, sagt er.
Kurz vor der Sommerpause 2022 beschlossen die Familien Porsche und Piëch, das Land Niedersachsen und die IG Metall im Aufsichtsrat, Volkswagen-CEO Herbert Diess zu feuern. Dessen Vertrag läuft offiziell noch bis 2025. Der ehemalige BMW-Manager hatte sich zwar als Vordenker in Sachen E-Mobilität positioniert, er glänzte in sozialen Medien mit provokanten Thesen. Das operative Geschäft aber, sagen Kritiker, bekam er nie richtig in den Griff.
Diess fremdelte mit der Belegschaft, geriet immer wieder mit dem mächtigen VW-Betriebsrat aneinander. Er gab große Versprechen, die sich ein ums andere Mal nicht erfüllen ließen. Die Eigentümer und Aufseher beriefen Porsche-Chef Oliver Blume, der schon länger als Kronprinz gehandelt worden war, als Diess’ Nachfolger. Für Blume wiederum war es „eine Grundbedingung“, weiter auch die Marke Porsche leiten zu dürfen. Und er hievte seinen Kommunikator Sebastian Rudolph in die analoge Doppelrolle.
Seit dem 1. September sind die beiden nun offiziell im Amt. Wer sie zusammen erlebt, sieht zwei, die sich gekonnt gegenseitig die Bälle zuspielen. Beim exklusiven prmagazin-Interview in Zuffenhausen begrüßen sie sich wie alte Freunde. „Wie geht’s? Alles klar?“, fragt Rudolph, dann tauschen sie kurze Satzfetzen aus, sie verstehen sich ohne lange Erklärungen. Rudolph zieht ein Papier aus seiner Mappe, hält es Blume hin. „Schanghai?“, fragt der CEO nur. Antwort seines Sprechers: „Ja, hier Konzern, hier Porsche.“ Natürlich sind die beiden per Du.
Parallel zum erfolgreichen Börsengang der Porsche AG im Oktober begann auf Konzernebene die Aufräumarbeit. Oliver Blume „wickelt die Strategie seines Vorgängers ab“, schreiben Wirtschaftsmedien. Die größte Baustelle ist China, wo die Verkaufszahlen abgestürzt sind. Und Sebastian Rudolph ist damit beschäftigt, die Kommunikation geradezubiegen. Die war zuletzt extrem auf die Person Herbert Diess zugeschnitten und Beobachtern zufolge von allerlei Inkonsistenzen geprägt. […]

Möchten Sie weiterlesen? Klicken Sie hier, wenn Sie ein Jahres- oder Probeabo abschließen oder ein Einzelheft bestellen möchten.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe Mai 2023.