Als Lynette Jackson im Oktober 2021 bei Siemens antrat, hatte sich der Technologiekonzern gerade eine neue Strategie verordnet: Aus einzelnen Geschäftseinheiten soll „One Siemens“ werden. Das allein wäre schon eine große Aufgabe für die neue Kommunikationschefin gewesen. Doch dann kamen Ukraine-Krieg und Energiekrise.

Es ist der 8. März, internationaler Weltfrauentag, als Lynette Jackson das prmagazin in ihrem Büro im modernen Siemens-Headquarter am Münchner Odeonsplatz empfängt. Auf ihrem Schreibtisch liegt eine gelbe Rose. „Die gab es heute Morgen beim Bäcker, als ich zur Feier des Tages für das Team Brötchen gekauft habe“, sagt sie. Die Engländerin, die gut Deutsch versteht, sich im Interview aber in ihrer Muttersprache wohler fühlt, wirkt locker und gut drauf. Sie hat heute früh schon ihrem Mann Mark und ihren beiden Kindern gedankt, 18 und 15 Jahre alt: für deren „unglaubliche Unterstützung“.
Jackson trägt als Head of Global Communications die Gesamtverantwortung für alle kommunikativen Aktivitäten des Siemens-Konzerns – und damit für knapp 1.000 Mitarbeitende weltweit. Ihr Terminkalender ist, wenig überraschend bei einem multinationalen Konzern, prall gefüllt – gerade erst war sie für drei Tage in Indien, um ihr Team vor Ort kennenzulernen.
Jacksons Aufgabe in den vergangenen eineinhalb Jahren war es vor allem, die Kommunikationsarbeit im Headquarter näher an die Geschäftseinheiten Digital Industries, Smart Infrastructure und Siemens Mobility heranzurücken. Hintergrund ist ein Strategieschwenk: Der frühere CEO Joe Kaeser hatte in seiner 2018 ausgerufenen Strategie „Vision 2020+“ den einzelnen Geschäftseinheiten viel unternehmerische Freiheit unter der starken Marke Siemens gegeben und den Fokus auf die jeweiligen Märkte geschärft. Um den Konzern zu verschlanken, das Wachstum zu beschleunigen und die Erträge zu steigern, hatte er das Medizingeschäft unter dem Namen Siemens Healthineers abgespalten und die Energiesparte Siemens Energy ausgegliedert.
Anfang Februar 2021 trat Kaeser ab und übergab das Zepter an Roland Busch. Der verfolgt einen kollaborativeren Ansatz, genannt „One Siemens“. Statt Autonomie für die Sparten will er Synergien und Zusammenhalt in allen Bereichen schaffen.
Für Lynette Jackson sind diese strategischen Vorgaben alles andere als abstrakt. Vor ihrem Wechsel in die Münchner Konzernzentrale leitete sie mehrere Jahre lang die Kommunikation der Siemens-Einheit Smart Infrastructure in der Schweiz („Birmingham, Zürich, München“) – und weiß folglich genau, wo der Schuh drückt und an welchen Stellen Synergien möglich sind.
Buschs Ansatz steht für das, was auch ihr wichtig ist: Teamplay. Passend dazu betonte der CEO in einer Pressemitteilung zu Jacksons Amtsantritt am 1. Oktober 2021 ihren „von Zusammenarbeit geprägten Führungsstil“. Regierten vorher also Einzelkämpfer am Odeonsplatz? Jackson lacht. „Nein, ich bin nur extrem kollaborativ, und im Zusammenhang mit der Notwendigkeit einer noch stärkeren Abstimmung innerhalb des Unternehmens war das erwähnenswert.“
Jackson wollte nach ihrem Französisch-Abschluss an der Universität Birmingham eigentlich Journalistin werden, […]

Möchten Sie weiterlesen? Klicken Sie hier, wenn Sie ein Jahres- oder Probeabo abschließen oder ein Einzelheft bestellen möchten.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe April 2023.