Im amerikanischen Vorwahlkampf mehren sich die Vorwürfe über den Einsatz von Deep Fakes. Politische Beobachter fürchten, dass Negative Campaigning mit KI zu einem wesentlichen Einflussfaktor werden könnte. Eine Regulierung fehlt weitgehend. Wie wird KI im US-Wahlkampf zu Propagandazwecken missbraucht, und welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen – auch für die Unternehmenskommunikation?

Nachtrag 1: „In-Bild-Change: DeSantis face, angry looking foward“
Nachtrag 2: „Negative: not to many flags, smiling“
Der US-Vorwahlkampf hat dieses Mal etwas vom Charme der Untoten. Mit harten Bandagen bekämpfen sich die Kandidaten bis aufs Blut. Sie versprechen jedem, was er hören will, und bewegen sich doch in einer leblosen Hülle umfragegetriebener Aussagen. Die beiden Kontrahenten Donald Trump und Ron DeSantis bilden da keine Ausnahme. Sie setzen dabei nicht zu knapp auf KI-generierte Wahlkampfmaterialien und nehmen es mit der Wahrheit und dem guten Geschmack nicht so genau.
Wie die New York Times unlängst süffisant resümierte, werfen sich die beiden Teams gegenseitig den Missbrauch von Deep-Fake-Bildern vor. Das DeSantis-Lager hatte einen Clip mit Fake-Bildern produziert, auf dem Trump den unter Republikanern verhassten Epidemiologen Anthony Fauci umarmt. Trumps Team ließ im Gegenzug DeSantis in Frauenkleidern und im Zwiegespräch mit dem Satan auftreten.
Das lässt für den kommenden Präsidentschaftswahlkampf nicht das Beste hoffen. Sicher: Radikale Zuspitzungen sind in den USA eher an der Tagesordnung als im konsensorientierten Europa. Aber viele haben die schmutzigen Wahlkämpfe 2016 und 2020 noch in guter Erinnerung, in denen der Einsatz von Propagandatechnologien auf ein bis dahin unvorstellbares Maß anstieg.
Eine der auffälligsten Strategien war die Verbreitung von Fake News über Social-Media-Plattformen. Dabei sollen nicht nur Bot-Netze zum Einsatz gekommen sein. Angeblich wurden von mindestens 50 Millionen Amerikanern psychometrische Persönlichkeitsprofile erstellt, um in sozialen Medien wie Facebook Desinformationen gezielt zu verbreiten, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und politische Gegner zu diffamieren.
Viele befürchten inzwischen, dass das erst der Anfang war. Eric Schmidt, ehemaliger CEO von Google, warnt, dass „die Wahlen 2024 ein Chaos werden können, weil die sozialen Medien uns nicht vor falscher generativer KI schützen“. Sam Altman, Geschäftsführer von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, schreibt, er sei „nervös mit Blick auf die Auswirkungen, die KI auf künftige Wahlen haben wird“. Die Sorgen sind berechtigt. […]

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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe Oktober 2023.