
Wieder einmal legte die Lokführergewerkschaft GDL in den Sommerferien den Schienenverkehr in Deutschland lahm. Ein Ärgernis für Urlauber wie Geschäftsreisende. Und eine Ausnahmesituation für die Kommunikation der Deutschen Bahn. Das prmagazin hat das DB-Team am ersten heftigen Streiktag Mitte August begleitet – und eine eingespielte PR-Truppe erlebt, die sich einfach nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Es ist 5:30 Uhr, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, und die resolute Mitarbeiterin am Empfang des Bahn-Towers in Berlin hat ein Problem. „Da bin ich nun aber in einer Zwickmühle“, sagt sie und schaut ein wenig ratlos. Eigentlich müsste sie den Gast jetzt hochbringen in den 22. Stock, damit er nicht allein durch den riesigen Büroturm irrt.
Aber sie ist um diese Uhrzeit allein hier unten. Ginge sie weg, wäre der Empfang nicht besetzt. „Eigentlich sind wir es nicht gewohnt, um diese Zeit schon Besuch zu bekommen“, fasst die rundliche Frau ihr Dilemma zusammen. Eigentlich. Aber heute ist auch kein Tag wie jeder andere.
Es ist der 11. August 2021, und für die kommenden 48 Stunden hat die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) einen bundesweiten Streik angekündigt. Zwar wollte sie der Bahn genügend Vorlaufzeit geben, damit der Konzern sich präparieren kann. Doch darüber, was genügend Vorlaufzeit bedeutet, lässt sich natürlich streiten.
Die Ankündigung erfolgt am Dienstag, zwei Tage später steht ein Großteil der Züge auf Deutschlands Gleisen still. Kaum ein Thema beschäftigt das Land in diesen Tagen mehr. Ohne Frage: eine Ausnahmesituation. Auch für die Unternehmenskommunikation, die wir an diesem Tag begleiten wollen.
Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen – die Empfangsmitarbeiterin begleitet den Gast also nur bis zum Aufzug. Den Rest des Wegs, entscheidet sie, darf er allein zurücklegen. „Ausnahmsweise“, sagt sie noch. Der Aufzug fährt in den 22. Stock. Ein Aufsteller der Mitarbeiterzeitung DB Welt begrüßt den Besucher. Die Flure sind noch leer. Die Schreibtische unbesetzt. Nur in einem Raum brennt schon Licht: Im Newsroom übergibt die Nacht- gerade an die Frühschicht. „Seit 4 Uhr kommen vermehrt Anfragen“, heißt es. „Aber ansonsten keine bösen Überraschungen.“

Newsroom-Managerin Maja Weihgold, aktuell Chefin vom Dienst, begrüßt uns. Sie trägt ein Headset und konferiert gerade noch mit der regionalen DB-Pressestelle in Düsseldorf. Der Berliner Newsroom im Bahn-Tower am Potsdamer Platz ist bei „betrieblichen Lagen“ wie Streik oder Unwetter die zentrale Schaltstelle der DB-Unternehmenskommunikation. Von hier aus wird koordiniert, was an interner und externer Kommunikation in den kommenden 48 Stunden zu leisten ist.
Zentraler Teil des DB-Newsrooms ist die Pressestelle, die rund um die Uhr besetzt ist, sieben Tage die Woche. Hier werden alle wichtigen Informationen gesammelt und an Journalisten oder regionale Bahn-Pressestellen weitergegeben. Fünf Mitarbeiter bestreiten die Frühschicht. Zur Mittagszeit werden noch weitere Kolleginnen und Kollegen dazukommen.
Um Medienvertreter bei ihrer Arbeit zu unterstützen, hat die Bahn der klassischen Presse-Website für die Dauer des Streiks einen Live-Blog vorgeschaltet. „Das erleichtert die Übersicht“, erklärt Maja Weihgold, nachdem sie ihr Telefonat mit Düsseldorf beendet hat.
Der Blog ist monothematisch aufgebaut. Der Fokus liegt ganz auf den bevorstehenden Streiktagen. „Wir können davon ausgehen, dass sich derzeit 99 Prozent aller Presseanfragen um dieses Thema drehen, darum ist das sinnvoll“, so Weihgold. „Sowohl für uns als auch für die Journalisten.“ Der Fokus auf den Streik und die Struktur des Blogs erleichtern die Arbeitsabläufe.
Weihgold setzt wieder ihre Kopfhörer auf. Gerade kamen O-Töne zum Streikstart von Bahn-Sprecherin Anja Bröker. „Das ist gut“, sagt Weihgold. „Könnt Ihr das schnell schneiden und auf den Blog stellen?“ – „Schneiden?“, kommt es zurück. „Das macht doch jetzt das neue Videoteam.“ Die erste Herausforderung des Tages. Denn das Videoteam ist auf dem Weg zum Hauptbahnhof, wo die Bahn ein Statement zum Streik abgeben wird. „Aber kein Problem“, wirft eine Kollegin ein. „Ich habe auf meinem Laptop noch ein Schnittprogramm.“ Weihgold lächelt. „Das ist ziemlich genau das, was unsere Arbeit hier an solchen Tagen ausmacht. Wir sind gnadenlos pragmatisch.“ […]
Dieser Text ist ein Auszug, die komplette Streik-Reportage lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe Oktober 2021.