Verspätungen, Sperrungen, Baustellen: Die Deutsche Bahn ist im ganzen Land ein Aufreger. Für Tageszeitungen und Rundfunk betreibt der Konzern deshalb neben der übergeordneten Kommunikation in Berlin auch sieben regionale Pressebüros. Wie die DB die Regionalkommunikation steuert und weiterentwickelt – und welchen strategischen Wert Nahbarkeit hat.

Zugegeben, es hat sich alles ein paar Jahre verzögert. Aber nun sind die Bauarbeiten in Duisburg offiziell gestartet: Die Stadt bekommt eine Gleishalle in Wellenform und neue Bahnsteige. In Köln-Deutz gab es zuletzt einiges zu tun: Die Station war nicht barrierefrei zugänglich. Und immer wieder kommt es im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW zu Streckensperrungen, weil Eisenbahnbrücken marode sind – für Pendler die Hölle.
Kirsten Verbeek kennt solche Baustellen genau. Während sie detailliert von den Herausforderungen rund um die Rahmede-Brücke im Sauerland berichtet, erntet sie von ihrem Chef Jens-Oliver Voß bewundernde Blicke. Er sitzt der Länderkommunikatorin heute in der Berliner Bahn-Zentrale direkt gegenüber. Normalerweise sind die beiden täglich via Telefon oder Teams im Gespräch.
Voß ist im Team von Bahn-Kommunikations- und Marketingchef Oliver Schumacher für den Bereich Eisenbahn in Deutschland zuständig. Er kümmert sich mit seinen rund 80 Mitarbeitenden um die operativen Geschäftsfelder: Personen- und Güterverkehr, Infrastruktur, Digitalisierung und Technik. Konkret: um neue ICE-Züge, Fahrkartenangebote, allerlei grüne Themen, den Regionalverkehr und die Bundesländerkommunikation – das Brot-und Butter-Geschäft der Bahn also.
Verbeek leitet das Pressebüro des Konzerns in NRW. Weil sie auch für die Bundesländerkommunikation insgesamt verantwortlich zeichnet, ist sie an diesem Januar-Tag zu Besuch im Bahn-Tower am Potsdamer Platz. Verbeek reist immer wieder in die Hauptstadt, um sich über strategische Vorhaben und Kampagnen auszutauschen und aus den Ländern zu berichten.
In ihrer Schlüsselposition bewahrt sie den Überblick über das, was in den Regionalbüros läuft. Davon gibt es sieben. Neben NRW mit seinen vielen Bahn-Knotenpunkten verfügen auch Bayern und Baden-Württemberg in ihrer jeweiligen Landeshauptstadt über eigene Anlaufstellen für die Presse.
Das Regionalbüro in Berlin spricht auch für Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, das in Hamburg für Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen. Ebenfalls zusammengefasst sind Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (Büro in Frankfurt) sowie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Leipzig). Insgesamt rund 20 Mitarbeitende sind in den Regionalbüros angedockt. Außerdem sitzen in den regionalen Presseteams rund 20 weitere Kollegen aus der Geschäftsfeldkommunikation.
Die Bahn gehört– neben der Post und einigen Banken – zu den Unternehmen in Deutschland, die im Alltag der Menschen im ganzen Land relevant sind. „Da ist es absolut entscheidend, dass auch die Kommunikation von Nord bis Süd, von Ost bis West überall präsent ist“, sagt Eisenbahn-Deutschland-Kommunikator Voß. Seit es die Bahn gibt, gebe es regionale Pressebüros – „das ist eins der Erfolgsgeheimnisse unserer Kommunikation“. Denn noch immer lese mehr als die Hälfte aller Deutschen eine Regionalzeitung – digital oder gedruckt, so Voß.
Weil die digitalen Angebote der Verlagshäuser hohe Reichweiten erzielen, bieten die Regionalbüros zunehmend passgenauen digitalen Content an. Die Bahn verzeichnet pro Jahr rund zwei Millionen Zugriffe auf die sieben Presse-Websites der Regionalbüros, die gerade relauncht wurden. Auf den Seiten bietet sie Journalisten schnell und kompakt alle Informationen, die sie brauchen: zu Ausfällen und Sperrungen, Initiativen und Innovationen. Natürlich finden Redakteure auch die Kontaktdaten der regionalen Pressesprecher.
An manchen Tagen stehen deren Telefone kaum still. „Wenn etwa in Köln das Stellwerk nach einem Unwetter mit Wasser vollläuft und damit der Zugverkehr über mehrere Tage massiv eingeschränkt ist, kommen wir zu nicht viel anderem, als die Presse zu den Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten“, berichtet Verbeek aus dem Alltag in NRW.
Sie bezeichnet die Regionalkommunikation als „Hochleistungsmaschine“. Kein Wunder, dass in einer Stellenausschreibung für die Leitung eines Regionalbüros vor einiger Zeit ein „versierter Umgang mit Krisenkommunikation“ und „hohe Belastbarkeit“ gefordert wurden. „Viele Presseanfragen, die wir bekommen, sind kritischer Natur“, sagt Verbeek. „Da braucht es eine gewisse Stressresistenz.“ […]
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe Februar 2023. Möchten Sie weiterlesen? Klicken Sie hier, wenn Sie ein Jahres- oder Probeabo abschließen oder ein Einzelheft bestellen möchten.