Die ehemalige Deutsche-Post-Frau Jill Meiburg verantwortet seit November 2020 die Kommunikation des Düsseldorfer Maschinen- und Anlagenbauers GEA Group. Bei dem Spezialisten für die Nahrungsmittel und Pharmaindustrie setzt sie voll auf Strategie und Performance-Messung. Und sie bringt den Hidden Champion mit dem Thema Laborfleisch in die Medien.

Wenn es so etwas gibt wie einen „Showcase“ für Jill Meiburgs Vorstellung von Kommunikation, dann ist es ein Welt-Artikel von Mai 2022. Titel: „Es darf keine Denkverbote geben“. Meiburg hatte den Wirtschaftskorrespondenten der Tageszeitung, Carsten Dierig, während der Nahrungsmittelmesse Anuga auf den Stand der GEA Group eingeladen, ihn danach mit allerhand Hintergrundinformationen zu „neuartigen Lebensmitteln“ versorgt.
Dierig berichtete in seinem Aufmacher von „Goldgräberstimmung“ in der Laborfleischbranche. Es sei die deutsche GEA Group, deren Anlagen Fleischersatz aus Zelllinien im industriellen Maßstab überhaupt erst möglich machten („Fleisch-Labor“). Und dieser Fleischersatz sei notwendig, um die wachsende Weltbevölkerung mit Proteinen zu versorgen, ohne dass Massentierhaltung den Planeten zerstört.
Okay, er schrieb nicht „New Food“, wie GEA selbst es tut. Aber viel wichtiger war für Kommunikationschefin Jill Meiburg der Kern der Analyse. „Das Thema gewinnt an Relevanz und Bedeutung“, sagt sie. „Es ist sexy, es zeigt perfekt, dass wir bei GEA die Zukunft der Ernährung technologisch vorantreiben. Und es zahlt auf Nachhaltigkeit ein.“
Mitte Januar hat GEA eine umfassende Publikation zu „New Food“ herausgebracht und will das Thema 2023 weiter vorantreiben. Dass Welt-Autor Dierig für seinen Text auch noch den NRW-Medienpreis 2022 abgeräumt hat – es ist für den Düsseldorfer Konzern fast zu schön, um wahr zu sein.
Meiburg setzt für das Unternehmen auf genau diese Art von „Berichterstattung mit viel Substanz“, erklärt sie. Es gehe ihr nicht darum, „eine bestimmte Zahl von Nennungen“ zu erreichen. Das wäre wohl auch schwierig für ein MDax-Unternehmen wie GEA, das allenfalls Fachjournalisten laufend im Blick haben.
Doch die regelmäßigen Leser überregionaler Wirtschaftsmedien wie Handelsblatt, Süddeutsche Zeitung und Co sollen mitbekommen, dass es GEA gibt – und dass Meiburgs Kollegen sich als „Enabler“ der Transformation hin zu einer nachhaltigeren Industrie sehen. Nicht zuletzt, sagt Meiburg, mache ein solches Image GEA auch viel attraktiver für Bewerber.
Seit November 2020 leitet die 50-Jährige die Kommunikation des Maschinen- und Anlagenbauers. Als die langjährige Dax-Kommunikatorin von dem vakanten Posten dort erfuhr, musste sie erst mal nachlesen, was diese GEA Group eigentlich ist, gibt Meiburg zu. Dabei stellte die Amerikanerin fest, dass sie es mit einem Hidden Champion im besten Sinne zu tun hatte: „ein deutsches Mdax-Unternehmen mit globalem Footprint und führender Ingenieurskompetenz“, sagt sie. GEA-Techniker tüfteln an hochspeziellen Problemlösungen für Industriekunden. Direkte Konkurrenten? Gibt es nur in Teilbereichen.
Meiburg traf CEO Stefan Klebert, der GEA seit 2019 leitet, und merkte gleich: „Das ist jemand, mit dem ich zusammenarbeiten möchte.“ Sie erkannte in GEA ein Unternehmen im Umbruch, „mit einem neuen Management, einer komplett neuen Ausrichtung, mit Ambition und viel Herzblut“, sagt sie. „Das hat mich sehr angesprochen.“
Klebert hatte sofort nach seinem Amtsantritt damit begonnen, das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur zu setzen. Er hatte die aus seiner Sicht ineffiziente Struktur erneuert. Statt zwei Konzernbereiche für 250 höchst unterschiedliche Tochterfirmen gibt es nun fünf Divisionen, für jede Haupttechnologie eine. Klebert bündelte zentrale Unternehmensfunktionen, zentralisierte den Einkauf für alle Tochterfirmen, erreichte einen aus Sicht von Finanzjournalisten bemerkenswerten Turnaround. Und er verordnete dem Unternehmen einen strikten Nachhaltigkeitskurs.
Meiburgs Vorgängerin in der Kommunikation, Nicole Pichin, hat GEA im Juli 2020 verlassen. Danach blieb der Posten einige Monate unbesetzt, die Abteilungsleiter managten den Übergang. Meiburg setzte sich im Auswahlverfahren gegen mehrere Kandidaten durch. CEO Stefan Klebert gab ihr als Ziel mit auf den Weg, „GEA als führenden Technologiekonzern und Nachhaltigkeitsvorreiter zu positionieren und dadurch wieder Vertrauen aufzubauen“, sagt sie.
Die neue Chefkommunikatorin nahm sich zunächst drei Monate Zeit, um die Lage in Ruhe zu analysieren. […]
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe Februar 2023. Möchten Sie die gesamte Titelstory über die Kommunikation der GEA Group lesen? Klicken Sie hier, wenn Sie ein Jahres- oder Probeabo abschließen oder ein Einzelheft bestellen möchten.