“Rampensäue müssen umlernen”

Mehr als 60 Studierende und Professionals verfolgten am 27. Oktober 2022 am Campus Köln der Hochschule Macromedia die Diskussion eines hochkarätig besetzten Panels zum Thema Führungskommunikation. Die Veranstaltung bildete den Abschluss der fünfteiligen Reihe „Kommunikationsmanagement mit und nach Corona“, die das prmagazin als Kooperationspartner begleitete.

„Ich bin ja ein sehr geselliger Typ, aber eben nicht zwingend immer mit anderen Leuten“ – mit diesem Stromberg-Zitat brachte Oliver Grüttemeier, Programmvorstand des Marketing Clubs Köln-Bonn (MCKB), das kommunikative Dilemma vieler CEOs auf den Punkt. Über aktuelle Entwicklungen in der Führungskommunikation diskutierte am 27. Oktober 2022 ein hochkarätiges Panel an der Hochschule Macromedia in Köln.

Zu den Panelisten gehörten unter anderem Nikolai Behr, Managing Director des Deutschen Instituts für Kommunikations- und Medientraining (DIK), und Matteo Scaravelli, Präsident der Global Leadership Communications Association (1st GLCA). Beide Einrichtungen führen zusammen mit der Hochschule Macromedia im laufenden Semester eine gemeinsame Studie zur veränderten Führungskommunikation durch. Scaravelli sprach vor allem aus seiner Perspektive als Vice President CEO und Executive Communication der Schaeffler-Gruppe.

Die Unternehmensperspektive ergänzte außerdem Joachim Schranzhofer, Kommunikations- und Marketingleiter des Rüstungskonzerns Hensoldt. Von Agenturseite waren dabei: Lisa Charlotte Robben, Deutschland-COO von Saatchi & Saatchi, sowie Daniel Jungblut, Director Executive Communication bei Palmer Hargreaves. Moderiert wurde die Runde von Macromedia-Professor Holger Sievert.

Empathie wird immer wichtiger

Inhaltlich wurde in der Diskussion deutlich, wie grundlegend sich die Anforderungen an Führungskommunikation seit dem Jahr 2020 verändert haben. „Ging es bereits früher gerade in globalen Konzernen um das Führen virtueller Teams, so konnte dies vor Corona immer noch durch gelegentliche persönliche Meeting ergänzt werden, die alle Panelistinnen und Panelisten als wichtig empfinden“, sagte Matteo Scaravelli.

Aktuell bleiben solche Treffen beispielsweise mit China weiterhin schwierig. Dazu Lisa Charlotte Robben von Saatchi & Saatchi: „Diese neue Art rein virtueller oder zumindest hybrider Kommunikation verlangt noch mehr als vorher ein hohes Maß an Empathie und auch ein psychologisches Grundwissen bei Führungskräften.“ Insgesamt werden dabei Coaching-Qualifikationen oder zumindest Coaching-Grundwissen immer wichtiger. 

„Hinzu kommt eine passende Medienschulung, da nicht alle Kommunikationsstile aus der Präsenz sich automatisch auf für Online-Formate eignen“, erläuterte Joachim Schranzhofer von Hensoldt. Gerade „Rampensäue“, die es gewohnt waren, von Bierzelt-Betriebsversammlung zu Bierzelt-Betriebsversammlung zu ziehen, hätten hier zu Beginn der Pandemie deutlich umlernen müssen. 

Purpose, Empathie und Tech-Affinität

Was das konkret bedeutete, unterschied sich vor allem auf der obersten Ebene beträchtlich. Ist Social Media das Medium der Wahl für die einen, bevorzugen andere weiterhin so oft wie möglich einen Platz hinter der Kamera. „Beides kann angemessen sein, denn insgesamt geht es gerade virtuell vor allem um Authentizität und eben nicht um unangemessene Inszenierung“, sagte Daniel Jungblut.

Die Zeiten, in denen Vorstandsvorsitzende sich als „Sonnenkönige“ oder „Galionsfiguren“ gerierten, wie noch in den 1990er und 2000er Jahren, gehörten endgültig der Vergangenheit an. Nikolai Behr fasste zusammen: „Die Führungskraft der Zukunft steht für mehr Purpose – ohne das zu betonen –, mehr Empathie und mehr Tech-Affinität.“

Abschluss einer einjährigen Veranstaltungsreihe

Das Event bildete den Abschluss der fünfteiligen Reihe „Kommunikationsmanagement mit und nach Corona“, das die Hochschule Macromedia und das prmagazin zusammen mit wechselnden Partnern veranstaltet haben – diesmal mit dem Marketingclub Köln-Bonn, dem Deutschen Institut für Kommunikations- und Medientraining und der Global Leadership Communications Association.

Den Auftakt der Reihe bildete im November 2021 ein Marketing-Panel, gefolgt von einem europaweiten Event mit Ausbildungsfokus im Februar 2022, einer Diskussion über Unternehmensverantwortung und CSR/ESG-Kommunikation im Juni sowie einer Veranstaltung zur aktuellen Situation der Internen Kommunikation im Oktober. 

Insgesamt erreichte die Veranstaltungsreihe direkt rund 200 Professional, knapp 100 Studierende und 50 Mitarbeitende nationaler und internationaler Hochschulen. Hinzu kamen mehrere tausend Medienkontakte durch Ankündigungen und Nachberichte. Außerdem flossen viele Ergebnissen der Diskussionsrunden direkt in die aktuelle Lehre an der Hochschule Macromedia ein.