Corona hat die Art und Weise, wie künftige Kommunikationsmanager:innen ausgebildet werden, grundlegend verändert. Ob dieser Wandel nachhaltig ist und welche Vorteile gerade digitale Lehre in diesem Bereich mit sich bringt, war das Thema des zweiten Panels in der Reihe „Kommunikationsmanagement während und nach Corona“, die das prmagazin gemeinsam mit der Macromedia Hochschule Köln seit November veranstaltet.
Moderiert von Initiator Holger Sievert, Head der Fakultät Kultur – Medien – Psychologie am Macromedia-Campus Köln, diskutierten vier internationale Expert:innen unter anderem die Frage, wie man eine aktive Partizipation der Studierenden sichert, wenn Lehrveranstaltungen teilweise oder vollständig digital stattfinden.

Gefahr der Entfremdung und Chance für vertieften Neubeginn
Für Ana Tkalac Verčič, Mitveranstalterin der renommierten Bledcom-Konferenz und Professorin an der Universität Zagreb, führt der Weg vor allem über eine Rückkehr zu mehr Präsenz an den Hochschulen: „Nach zwei Jahren Pandemie ist die reine Online-Lehre sowohl für die Studierenden als auch für mich aktuell eher langweilig geworden.“ In diesem Zusammenhang konstatierten die Panel-Teilnehmer:innen immer wieder die Gefahr eines „Disengagement“, also einer Entfremdung der Studierenden von der Lehre und von der gemeinsamen Interaktion.
Insbesondere reiche es nicht aus, „Präsenzlehre eins zu eins in der Online-Umgebung umzusetzen“, betonte etwa Ileana Zeler von der Universitat Autònoma de Barcelona. Vielmehr brauche es eine besonders aktivierende Form der Lehre. Diskutiert wurden unterschiedliche Ansätze, die von interaktiven Case Studies bis zur Nutzung von Virtual Reality reichen. Dabei handelt es sich, darin war sich die Runde einig, um Ansätze, die auch über die Pandemie hinaus Studierenden einen hohen Mehrwert bieten werden. Einigkeit bestand aber auch darin, dass solche Formate nicht von Lehrenden „mal eben nebenbei entwickelt werden können“.
Vielmehr bedürfte es einer systematischen Unterstützung seitens der Hochschulen und deren Leitungen – etwa in Form entsprechender Freistellungen, zusätzlicher Mitarbeiter:innen mit Learning-Engineering-Kompetenz oder angemessener Zusatzvergütung. „Ohne solche Strukturen bleibt das alles nur oberflächlich, da der Zeitbedarf für vor allem langfristig orientierte Online- und Hybrid-Vorbereitung viel höher ist als früher im analogen Umfeld“, so etwa Ralph Tench, ehemaliger Präsident der European Public Relations Education and Research Association (EUPRERA) und Director of Research der Leeds Business School.
Dozierende sind immer mehr „Coaches, Mentor:innen und Berater:innen“
Tench war es auch, der in diesem Zusammenhang einen Rollenwandel der Dozierenden beschrieb. Es sei notwendig, intensiver auf die Studierenden und ihre Situation einzugehen: „Sie haben mit der derzeitigen Lage zu kämpfen. Wir haben auch eine Zunahme psychologischer Belastungen gesehen. Daher agieren wir Dozierende mittlerweile auch als Coaches, Mentoren und Berater.“
Den Blick nach vorn gerichtet, schlug Evandro Oliveira von der European Communication Research and Education Association (ECREA) schließlich vor, dass etwa die zuständigen Verbände gemeinsam für die Ausbildung von Kommunikationsberufen „Kriterien für gute digitale Lehre“ entwickeln. Darüber hinaus fragte Holger Sievert am Ende als Moderator mit Blick auf das Kooperationspotenzial in der Community auch, warum es eigentlich noch keine europaweite und hochschulübergreifende Plattform für den Austausch von einzelnen guten Lehrmaterialien im Bereich Medien- und Kommunikationsmanagement gebe. Auch Oliveira und Tench als Vertreter ihrer jeweiligen Organisationen sahen hier viel Potenzial.
Es diskutierten:

Evandro Oliveira
Section Chair, ECREA Organizational and
Strategic Communication Section Chair, Portugal

Ana Tkalac Verčič
Full Professor of Marketing communications and Public Relations
University of Zagreb, Kroatien und Slowenien

Ralph Tench
ehemaliger Präsident, European Public Relations Education and Research (EUPRERA), Großbritannien

Ileana Zeler
Serra Hunter Fellow, Universitat Autònoma de Barcelona ECREA, Spanien und Argentinien

Holger Sievert
Moderator
Head der Fakultät Kultur, Medien & Psychologie der Macromedia Hochschule Köln
Das Panel fand diesmal zugleich statt als Abschluss der europaweiten Fachtagung „A New Era of (Digital) Teaching? Theory, Creativity and Responsibility in Communication Education“ an der Hochschule Macromedia in Köln. Veranstaltet wurde diese von der ECREA-Fachgruppe „Organizational and Strategic Communication Section“ (OSC). Weitere Informationen zu dieser Tagung gibt es unter anderem hier.
Zugleich ist das Panel das zweite Event in der Reihe „Kommunikationswandel mit und nach Corona“, die das prmagazin gemeinsam mit der Hochschule Macromedia sowie event-bezogen weiteren Partnern von November 2021 bis Juni 2022 veranstaltet.
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Die nächsten Veranstaltungen der Reihe „Kommunikationswandel mit und nach Corona“:
26. Oktober 2022 (verschoben):
„Interne Kommunikation mit und nach Corona: Entwicklungen 2013-2022“
mit brandneuen Daten aus der 2022er Macromedia-Studie zu internen Social Media und internen Kommunikatoren aus Unternehmen
(in Kooperation mit dem prmagazin, dem Arbeitskreis „Interne Kommunikation“ der DPRG – Deutschen Public Relations Gesellschaft und der Agentur komm.passion)
27. Oktober 2022 (verschoben):
„Leadership-Kommunikation mit und nach Corona: Ein Blick aus der und auf die C-Suite”
mit Diskussionsbeiträgen von Vorstandsvorsitzenden, Personalvorständen und Kommunikator:innen
(in Kooperation mit dem prmagazin, der GLCA – Global Leadership Communication Association und dem DIKT – Deutsches Institut für Kommunikations- und Medientraining)
22. Juni 2022:
„CSR- und ESG-Kommunikation mit und nach Corona: Ergebnisse aktueller Inhaltsanalysen“
mit Forschungsergebnissen zu entsprechend thematischer Presse- und Social Media-Kommunikation vor allem aus der Finanz-, Medien- und Sportbranche
(in Kooperation mit dem prmagazin, dem Marketingclub Köln-Bonn, dem Medienbeobachter pressrelations und der Kölner PR-Lounge)
Wichtiger Hinweis:
Die Veranstaltungen finden je nach Corona-Situation jeweils nur am Campus, bei höheren Erkrankungsraten zumindest hybrid und bei sehr hohen rein virtuell statt. Die Teilnahme ist zumeist kostenlos, bei manchen Kooperationen müssen manche Besuchergruppen einen kleinen Unkostenbeitrag entrichten. Studierende und Dozierende der Hochschule Macromedia sowie Abonnent:innen des prmagazins können immer unentgeltlich teilnehmen.