Hinter Anne Wahl-Pozeg liegen turbulente Monate. Die 32-Jährige verantwortet für die französische Hotelgruppe Accor die externe und interne Kommunikation in weiten Teilen Europas. Während der Coronakrise, die ihre Branche so hart traf wie kaum eine andere, stieg sie intern auf und begleitete einen strategischen Wandel. Nun wächst bei dem Europa-Marktführer die Hoffnung auf Sommerurlaub und bunte PR-Themen.

Fotos (2): Alexander von Spreti
prmagazin: Frau Wahl-Pozeg, wann haben Sie zuletzt eins Ihrer Häuser besucht?
Anne Wahl-Pozeg: Im Januar, ich habe eine Nacht in einem Mövenpick-Hotel in Zürich verbracht – für einen Termin mit unserem Nordeuropa-CEO vor Ort. Es waren nur ganz wenige andere Hotelgäste da. Ich wurde von den Kollegen mit Gastfreundschaft überhäuft, sie haben sich viel Mühe gegeben und viele kleine Gesten vorbereitet. Ganz im Sinne von Mövenpick lag überall Schokolade verteilt.
Die Hotel- und Gastronomiebranche ist von der Krise mit am härtesten getroffen. Fühlen Sie sich seit März 2020 dauerhaft im Krisenmodus?
Langsam groovt es sich ein, auch in Deutschland ist angesichts gerade sinkender Inzidenzen und steigender Impfquote ein Aufatmen zu spüren – vor allem mit Blick auf hoffentlich mögliche Sommerurlaube. Jetzt tritt unser eigentliches Thema, das Reisen, wieder in den Vordergrund. Bis vor Kurzem gab es kaum Kommunikation, die nicht mit Corona zu tun hatte. Nach Ausbruch der Pandemie haben wir kommunikativ ein wahnsinniges Tempo aufnehmen müssen.
Sie sind politischen Entscheidungen weitgehend ausgeliefert und müssen auf Sicht fahren. Frustriert Sie das?
Ja, weil wir keine Planbarkeit haben. Natürlich ist uns bewusst, dass Maßnahmen notwendig sind, um Menschen zu schützen. Schade finde ich, dass die Hotellerie in Deutschland lange kaum berücksichtigt wurde. Anfangs haben uns nur Fachmedien befragt. Bis wir als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor auf der Agenda erschienen, hat es Monate gedauert. Als große globale Kette ist Accor noch vergleichsweise komfortabel aufgestellt. Aber für kleine Betriebe war dieses Nicht-gehört-Werden schmerzhaft.
Accor ist nicht nur eine große Gruppe, sondern hat auch eine spezielle Stakeholder-Struktur, da ein Teil der Hotelkette von Franchise-Nehmern betrieben wird. Wer gehört dem Krisenstab an, und wie funktioniert dieser?
Mit im Stab sind der CEO, unsere Chief Commercial Officer, Vertreter von Finanz- und Personalabteilung, die Unternehmenskommunikation und die Vertreter der verschiedenen operativen Abteilungen. In den Anfangsmonaten haben wir täglich digital konferiert: Wie äußern wir uns vonseiten der Unternehmenskommunikation? Welche Informationen müssen wir unseren Hotels und den Betreibern an die Hand geben? Wie unterstützen wir die Führungsebene so, dass wir mit einer Stimme sprechen?

Haben Sie die Frequenz der Krisen-Meetings inzwischen reduziert?
Ja, mittlerweile schließen wir uns nur noch dreimal wöchentlich in der klassischen Morgenlage zusammen. Seitens Unternehmenskommunikation geht es dann darum, was in der Berichterstattung ansteht. Welche Themen brennen? Was betrifft gerade konkret unsere Hotels? Jeder gibt ein Spotlight zur aktuellen Lage im jeweiligen Land. Dann schwirren wir alle los in unser Tagesgeschäft und versuchen, die Waage zu halten zwischen den akuten, politisch bedingten Themen und der langfristigen Strategie.
Lässt sich das vergangene Jahr rückblickend in verschiedene Kommunikationsphasen einteilen?
Am Anfang drehte sich die Kommunikation um die aktuelle Pandemielage, die damals ja noch vollkommen neu und unübersichtlich war. In einem zweiten Schritt folgten dann vor allem die Hygienekonzepte zum Schutz von Gästen und Mitarbeitern. Klingt simpel, ist aber komplex: Allein in Deutschland mussten wir dafür die 16 verschiedenen Länderverordnungen ständig im Blick behalten. Unter extremem Zeitdruck haben wir alles Relevante zusammengetragen und den Hotels zur Verfügung gestellt. Aber jede neue Information ist wie Sand durch unsere Hände gerieselt, weil sie sofort wieder überholt war. Dann folgten die Hotelschließungen. Im Sommer hatten wir endlich eine kleine Krisenpause: Unsere Häuser öffneten, und wir konnten aufatmen. […]
Dieser Text ist ein Auszug. Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe Juni 2021.