Die Anti-Diva

Viele Jahre war Ina Froehner die Stimme des digitalen Do-it-yourself-Basars DaWanda. Nach dessen Aus wandte sie sich der Finanzbranche zu und leitet heute die Kommunikation des digitalen Vermögensverwalters Scalable Capital. Ihre pragmatische Herangehensweise und unprätentiöse Art hat die Wahl-Berlinerin beibehalten.

Ina Froehner (Foto: Jan Michalko)

In der Welt der Broker und Kapitalmarktexperten ist es nicht unbedingt eine bemerkenswerte Summe: 2.500 Euro. Eine Schadensersatzzahlung in dieser Höhe sorgte im Sommer zeitweilig für Schlagzeilen über den Online-Broker Scalable Capital. Ein Anleger hatte geklagt, weil er im Oktober 2020 Opfer eines Datenlecks geworden war. Unbefugte hatten sich damals Zugang zu persönlichen Daten von mehr als 33.000 Scalable-Kunden verschafft, darunter Steuer-und Depotinformationen.

Kurz bevor das Urteil im August dieses Jahres rechtskräftig wurde, nahm der digitale Vermögensverwalter seine Berufung zurück. In der Folge waberten Spekulationen durch die Medien: Könnten, von dem Urteil ermutigt, auch die anderen Betroffenen vor Gericht ziehen, um sich ebenfalls einen solchen Betrag zu erstreiten?

Kommunikationschefin Ina Froehner strahlt Gelassenheit aus, als es um das heikle Thema geht. Auf weitere Presseanfragen müsse man durchaus vorbereitet sein. „Natürlich wird es noch Folgekommunikation geben“, sagt sie. „Sollte es zu weiteren Anfragen kommen, werden wir diesen angemessen begegnen.“ Als der Datendiebstahl bekannt wurde, war die Welle mächtig gewesen, Aufklärung mittels einer schnell hochgezogenen Informations-Website die erste Maßnahme der Krisenkommunikation.

Zu diesem Zeitpunkt war Froehner aber noch gar nicht an Bord, sondern Kommunikationschefin des Finanz-Software-Entwicklers Finleap. Zu Scalable Capital kam die 45-Jährige nach einem klassischen Bewerbungsprozess erst im Mai 2021, um die Kommunikation im Berliner Büro des Münchner Fintechs aufzubauen.

Scalable gab es damals schon seit sieben Jahren, auf Inhouse-PR hatte man zuvor aber verzichtet, die Pressearbeit stattdessen an die Agentur Finsbury Glover Hering (heute: FGS Global) ausgelagert. Bei Froehners Einstieg war alles neu: Das Unternehmen hatte den Hauptstadtstandort gerade erst eröffnet, es gab dort nur wenige Kollegen. Und ihr Kommunikationsteam, heute bestehend aus ihrer wichtigsten Mitstreiterin Betty Stevens und zwei Werkstudenten, musste sich Froehner auch erst über Monate zusammensuchen.

Ein Jobstart nach dem Do-it-yourself-Prinzip also. Für Froehner nichts Neues: Schon beim Online-Marktplatz DaWanda hatte sie 2009 die Kommunikation aufgebaut, fing dort mit geringen Mitteln an und bespielte zuletzt als Director Corporate & Brand Communications ein breites Aufgabenfeld – bis zum abrupten Ende der einst gefeierten Berliner E-Commerce-Firma im Jahr 2017 ( „Die DIY-Kommunikatorin“).

Als erfahrener Kommunikationsprofi ein Team zu führen, das zum Großteil aus Werkstudenten und Praktikanten besteht? Manch einer würde das womöglich als Abstieg verstehen. Nicht so Ina Froehner: „Ich brauche nicht unbedingt immer gleich ein riesiges Team oder ein Mega-Budget“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Am meisten Spaß macht es mir, Kommunikationsstrukturen ganz neu zu schaffen.“

Ein sorgfältiges Onboarding durch die Geschäftsführer, das Marketingteam und nicht zuletzt die involvierte Agentur – all das half Froehner in der Anfangszeit, sich zurechtzufinden, wie sie sagt. Auch dass ihr direkter Vorgesetzter Erik Podzuweit, einer der Geschäftsführer, am Berliner Standort arbeitet, kam ihr entgegen. Durch ihre Arbeit bei Finleap war sie zudem in der Finanz-Start-up-Szene bereits bestens vernetzt, hatte ihren neuen Arbeitgeber schon seit dessen Gründung 2014 interessiert beobachtet.

In Deutschland zählte Scalable Capital damals zu den Pionieren. In der Gründungsphase waren Begriffe wie „Fintech“, „Robo-Advisor“ oder „Online-Broker“ vielen Menschen hierzulande noch unbekannt. In den Folgejahren entstanden in Deutschland zahlreiche andere Start-ups, die Privatanlegern unkomplizierten Zugang zum Handel an der Börse versprachen.

In den neuen Finanzunternehmen herrscht Duz-Kultur, Techies sitzen – wie bei Scalable in Berlin – in lässiger Kleidung vor den Rechnern, in den großen Büros stehen Gruppentische neben dem obligatorischen Tischkicker und der stylischen Kaffeebar. Die Nachfrage nach dem, was hier und bei der Konkurrenz angeboten wird, ist gestiegen. […]

Dieser Text ist ein Auszug. Die komplette Titelstory über die Kommunikation von Scalable Capital unter Ina Froehner lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe Oktober 2022.