Der Gesamtbetriebsrat von Daimler Truck hat jetzt einen eigenen Auftritt auf der Konzern-Homepage, gleichberechtigt neben „Investoren“ oder „Karriere“. Aus Sicht der IG Metall betritt der Lkw-Bauer damit „absolutes Neuland“ und zeigt, wie wichtig moderne Mitbestimmung ist. Und die Zusammenarbeit geht noch viel weiter, erklären Kommunikationschef Jörg Howe und Betriebsratssprecher Matthias Krust.

prmagazin: Herr Howe, Herr Krust, eine eigene Betriebsratsseite auf der Homepage: Wie haben Sie das durchgekriegt?
Matthias Krust: (lacht) Für die Unternehmenskommunikation war Jörg gleich dafür, aber alle zu überzeugen, war nicht einfach.
Jörg Howe: Es gab bei einzelnen Menschen in der Hierarchie Sorgen, dass das keine so gute Idee sein könnte. Sie befürchteten, dass wir dann keinen Einfluss darauf haben, was die Betriebsräte auf diesem Teil der Unternehmensseite treiben. Ich würde sagen, es waren irrationale Ängste.
Welche Argumente haben am Ende überzeugt?
Howe: Ganz einfach: dass unsere Mitarbeitervertretung genauso wie wir am Wohl des Unternehmens und der Beschäftigten interessiert ist.
Krust: Das zweite Argument lautet: Wir sind Vertreter der Stakeholder-Gruppe „Mitarbeiter“, und deshalb sollten wir auf der Seite auch als gleichberechtigter Stakeholder erscheinen. Das Unternehmen macht damit auf der Homepage sichtbar, dass die Arbeitnehmer genauso wichtig sind wie die breite Öffentlichkeit, wie die Medien oder Investoren. Wir haben uns allerdings darauf verständigt, dass wir keine Tarifforderungen oder Streikaufrufe auf die Landingpage bringen. Daran halten wir uns.
Daimler Truck ist seit Sommer 2021 selbstständig, einen eigenen Bereich für den Betriebsrat gibt es auf der Homepage aber erst jetzt. Warum?
Krust: Die Landingpage hatten wir ein Jahr lang auf unserer To-do-Liste stehen. Nachdem ich den Job übernommen hatte, habe ich eine Bestandsaufnahme gemacht. Dabei kam heraus: Wir hatten einen Auftritt im Intranet, wir konnten Mailings an Mitarbeiter schicken, aber wir hatten keinen eigenständigen Außenauftritt. Das fand ich nicht gut. Ich habe das dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Michael Brecht vorgestellt und auch erklärt, dass eine eigenständige Homepage sich nicht lohnt. So etwas ist teuer, und niemand googelt „Gesamtbetriebsrat Daimler Truck“.
Die Gelegenheit war sicher günstig, oder? Das Unternehmen stellt sich ohnehin neu auf …
Krust: Natürlich. Mir war klar, dass es unter normalen Umständen praktisch unmöglich ist, so etwas zu erreichen. Das geht nur in einer bestimmten Konstellation, und die hatten wir hier: nämlich den Spin-off mit einem kompletten Neustart. Dann braucht man einen Kommunikationschef, der sein Okay gibt. Denn der Vorstandschef fragt natürlich seinen Spezialisten, was es bedeutet, das zu tun. Nun kennen der Kommunikationschef und ich uns schon lange, wir haben eng zusammengearbeitet. Aber auch Vorstandschef Martin Daum, Personalvorstand Jürgen Hartwig und Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht haben ein sehr gutes Vertrauensverhältnis.
Ist der Bereich „Betriebsrat“ auf der Unternehmensseite die einzige Daimler-Truck-Besonderheit, was die Beziehung von Konzernkommunikation und Arbeitnehmervertretern angeht?
Howe: Nein. Matthias nimmt auch an unserer täglichen Morgenkonferenz um 9:30 Uhr teil. Dort besprechen wir die Themen, die in der Kommunikation anstehen. Diese Runde ist auch offen für Unternehmensbereiche wie Investor Relations, Marketing, Finanzkommunikation oder Juristen. Alle stellen dort ihre Themen vor. Und jetzt ist auch die Betriebsrats-PR ein ganz normaler, ständiger Programmpunkt in der Runde. Wir besprechen konkrete, planerische Dinge: Welche Interviews gibt es? Was sind die Hürden? Was ist passiert?
Wessen Idee war das?
Krust: Meine. Ich habe Jörg gefragt, ob ich am „Daily“ in der Unternehmenskommunikation teilnehmen kann, weil ich mich so allein gefühlt habe (lacht). Spaß beiseite: Ich kannte das Format ja aus meiner Zeit in Jörgs Team beim Konzern. Und ich habe gemerkt, dass ich ohne diese Runde wesentliche Dinge nicht mitbekommen habe, die in der Kommunikation passieren. Jörg war sofort einverstanden.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben nicht immer die gleiche Agenda. Welche Grenzen hat die Offenheit?
[…]
Möchten Sie weiterlesen? Das vollständige Interview lesen Sie in der prmagazin-Printausgabe Dezember 2022. Klicken Sie hier, wenn Sie ein Jahres- oder Probeabo abschließen oder ein Einzelheft bestellen möchten.