Lauter sprechen – und handeln!

Karriere, Diversity, Gleichberechtigung: „Ich frage mich, warum wir so wenige Männerstimmen hören in dieser Diskussion“, schrieb Babette Kemper im Oktober in der prmagazin-Kolumne der Global Women in PR Deutschland (GWPR). Eine Replik von Thomas Lüdeke, Managing Partner der PRCC Personalberatung.

Thomas Lüdeke: „So sinnvoll reine Frauennetzwerke sein können – aus Männersicht bauen sie womöglich eher Hürden auf statt ab.“

Für viele Männer gilt vermutlich: Wieso soll ich mich zum Thema Karriere, Diversity, Gleichberechtigung äußern? Läuft doch alles gut bei mir. In den meisten Fällen melden sich Menschen dann zu Wort, wenn es nicht rund läuft. Aber läuft alles rund? Feminismus ist – erfreulicherweise – längst kein Aktivistinnen-Nischen-Thema mehr. Vielmehr gelten Diversity und Gleichberechtigung als positives Zielbild der Gesellschaft. Das macht es für Frauen einfacher, „laut“ zu werden (by the way: Das haben sich Frauen selbst verdient). Auch für Männer wird es dadurch einfacher. Aber warum hört man dennoch so wenig von den „tollen Kerlen“? Gibt es einfach zu wenige, oder wollen sie sich einfach nicht äußern?

Viele befürchten vermutlich Nachteile und dass sie sich selbst aus der Komfortzone bewegen müssen – auch wenn sie womöglich grundsätzlich für mehr Gleichberechtigung sind. Andere wiederum sehen die Aufgabe schlicht nicht bei sich. Und die, die Diversity und Gleichberechtigung für selbstverständlich halten und leben, sehen sich oft selbst nicht als Role Model. Und ja: Ganz sicher gibt es auch noch zu wenige. Für mich selbst stand es beispielsweise nie außer Frage, dass wir uns die Kinderbetreuung fifty-fifty teilen und beide in verantwortungsvollen Jobs arbeiten.

Fehlen Männern zeitgemäße Plattformen und Netzwerke? Geschützte Räume für Diskussionen? Reine Männernetzwerke bieten sich eher nicht an. Allgemeine Netzwerke haben oft einen fachlichen Fokus. So sinnvoll reine Frauennetzwerke für das Bestärken untereinander sein können – aus Männersicht bauen sie womöglich eher Hürden auf statt ab.

Bei PRCC glauben wir an einen integrierten Ansatz, der – im beruflichen Kontext – viel mit Leadership zu tun hat, mit der Definition eines „Modern Leaders“. Wir starten dazu in Kürze eine Initiative, die sich mit zeitgemäßer Führung auseinandersetzt und sowohl in geschützten Räumen als auch in der Öffentlichkeit diskutiert. Dabei sind Themen rund um Diversity, Gleichberechtigung, verschiedene Arbeitsmodelle eine Selbstverständlichkeit.

Und nicht zu vergessen: Es gibt auch die Männer (insbesondere Führungskräfte), die sich im Stillen, aber dafür manchmal umso effektiver für Diversity und Gleichberechtigung einsetzen. In meinem Job als Personalberater begegne ich ihnen zum Glück immer häufiger.

Was denken Sie? Schreiben Sie uns.

Die Kolumne von Babette Kemper, auf die sich dieser Gastkommentar bezieht, ist zuerst in der prmagazin-Printausgabe 10/2020 erschienen.

In der Rubrik “Die GWPR-Kolumne” schreiben die Mitglieder des Vereins Global Women in PR (GWPR) Deutschland jeden Monat über Themen, die sie bewegen.