Hochspannung vor Ort

Politische Polarisierung, Bürgerproteste, Erwartungsdruck: Kommunale Kommunikation zur Energiewende ist komplexer denn je. Wie man vor Ort Akzeptanz schafft, erklärt Energie- und Infrastrukturexperte Martin Dohmen.

Digitale Empörungswellen: Protest auf Facebook gegen Windkraftstandorte in Berlin und Bayern (Screenshots).

Akzeptanz für größere Infrastruktur- und Energiewendeprojekte war in lokalen Öffentlichkeiten noch nie einfach zu erreichen. Aktuell machen mehrere gesellschaftliche Entwicklungen und erschwerende Rahmenbedingungen die Kommunikation noch anspruchsvoller.

Neue Rahmenbedingungen: für die Energiewende

Martin Dohmen
Partner
MSL Germany

Emotionen und Polarisierung nehmen zu, besonders in sozialen Medien.
Digitale Empörungswellen sind schneller entfacht als je zuvor und erschweren sachliche Debatten. Angst, Gerüchte und Fake Content erzielen große Reichweite, auch bei Energie- und Infrastrukturvorhaben. Bürgerinitiativen werden verstärkt durch ad hoc befeuerbare Protest- und NIMBY-Communitys. Beispiel: die kontroversen Diskussionen über Windkraftstandorte in Bundesländern wie Berlin und Bayern.

Politisierung und Populismus reichen bis in Städte und Gemeinden.
Der Ton wird rauer, der politische Wettbewerb härter, Mehrheiten werden brüchiger. Populisten unterstützen zunehmend Widerstand gegen Projekte, speziell im Bereich Klimaschutz. Auch Bürgerbefragungen, die eigentlich politische Rückendeckung geben sollten, bergen Risiken. Projektbefürworter müssen daher ihre Kampagnenfähigkeit stärken.

Der Strombedarf wächst, neue Infrastruktur ist dringend nötig.
Deutschland braucht mehr Strom. Dafür sorgen unter anderem die Wasserstoffwirtschaft und die KI-Revolution, die den Bedarf an Rechenzentren sprunghaft in die Höhe treibt. Gleichzeitig muss das Stromnetz – einschließlich Speichern – noch schneller ausgebaut werden, was in großstädtischen Gebieten besonders spannungsvoll ist.

Die kommunale Wärmewende kommt – direkt vor der Haustür.
Alle Kommunen müssen bis 2028 einen Plan für ihre Wärmeversorgung vorlegen. Die Dekarbonisierung wird eine riesige Herausforderung. Die meisten kommunalen Haushalte sind angespannt. Und alle Optionen erfordern erhebliche Zusatzinvestitionen, vom Ausbau der Wind- und Solarenergie über die stärkere Nutzung betrieblicher Abwärme bis hin zu neuen Fern- und Nahwärmenetzen. Letztere sind ohne Anschlusszwang kaum finanzierbar. Das aber lehnen viele Bürger ab.

Fossile Brennstoffe werden teurer, auch wegen ETS 2.
Ab dem Jahr 2027 weitet der EU-Emissionshandel die CO2-Bepreisung aus, unter anderem auf Gebäude und Verkehr. Fossile Brennstoffe wie Benzin und Heizöl können sich dann deutlich verteuern. Das wird viele Bürger verärgern – etwa jene, die gerade erst in neue Gasheizungen investiert haben. Auch die Preise für monopolisierte Fern- und Nahwärme werden bis zu ihrer weitgehenden Dekarbonisierung weiter steigen. Viele finden sie schon jetzt zu hoch.

Neue PR-Königsdisziplin: Kommunikation zu Energieplanung und -infrastruktur

Die Weichenstellungen der kommenden Jahre sind so komplex wie konkret – mit spürbaren Auswirkungen auf kommunale Haushalte und die Geldbeutel der Bürger. Daraus ergeben sich mehrere Notwendigkeiten für die Projektkommunikation: […]


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