Kristin Breuer und Rolf Hömke stehen in der Kommunikation rund um Covid-Impfstoffe und -Medikamente seit zwei Jahren an vorderster Front. Die Geschäftsführerin und der Sprecher für Forschungsthemen beim Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) über ihren Umgang mit Impfgegnern, Chlorbleiche gegen Corona – und die Rolle der mRNA-Technologie für den Standort Deutschland.

prmagazin: Frau Breuer, Herr Hömke, seit unserer letzten Begegnung (prmagazin 09/2020) sind anderthalb Jahre vergangen. Damals haben alle den Corona-Impfstoff herbeigesehnt – jetzt kann man manchmal das Gefühl bekommen, wir reden kollektiv auf die immer verbohrteren Impfunwilligen ein. Können Sie es noch hören?
Rolf Hömke: Ach, das sehe ich gelassen. Impfstoffe sind unser Thema seit Jahrzehnten. Wir wissen, dass es in Deutschland sehr viele Menschen gibt, die Impfangebote gern wahrnehmen, aber eben auch eine nennenswerte Gruppe, die nachlässig oder ängstlich ist. Und eine noch kleinere Gruppe, die Impfungen für bedrohlich hält. In der Corona- Pandemie kam hinzu, dass einige Menschen am Anfang Bedenken gegenüber der neuen Technologie hatten, weil sie grundsätzlich nur Dinge an sich heranlassen wollen, die sie kennen und die vorher schon gut erprobt wurden. Das habe ich auch in Interviews mit Journalisten erlebt. Es gab Medienvertreter, die skeptisch waren. Die sind dann mit dem wachsenden Erkenntnisstand mitgegangen. Inzwischen gibt es immer weniger Menschen, die mRNA als Problem sehen.
Gab es Kommunikationfehler rund ums Impfen?
Kristin Breuer: Es gab eine schwierige Phase um den Dezember 2020: Als der erste Impfstoff entwickelt war und man den Menschen das Gefühl gegeben hat, dass er bald in rauen Mengen verfügbar sein würde. Wir haben zu dem Zeitpunkt versucht klarzumachen, dass das so nicht stimmt und dass zuerst einmal die Produktion ausgebaut werden muss. Vielleicht hätte man da noch deutlicher sein müssen. Jedenfalls hat das viele Menschen frustriert, weil sie sich nicht impfen lassen konnten.
Hömke: Wie viele Leute haben Ende 2019 gewusst, was mRNA ist und dass man damit Impfstoffe machen kann? Was Lipide sind? Wir hatten eine enorm steile Lernkurve. Wichtig ist, die Zusammenhänge auf einfache Art und Weise zu erklären, ohne zu banalisieren. Einfach und sachlich. Die Chancen zu beschreiben, die darin stecken, aber auch immer klar zu sagen, was wir noch nicht wissen.
Wir hatten es mit einer hochdynamischen Situation zu tun. Gleichzeitig haben viele Menschen verständlicherweise immer wieder gehofft, die Pandemie sei bald vorbei …
Hömke: Genau. Das ist es, was eine Pandemie auszeichnet. Man weiß leider nicht viel im Voraus. Man weiß nicht, ob man überhaupt einen Impfstoff bekommt. Man weiß nicht, wie lange er wirkt. Und das klären wir ja immer noch, es wird in Echtzeit vermessen, und wir sind Zeugen des Messens. Inzwischen sehen wir etwas klarer, aber die Situation bleibt dynamisch.
Breuer: Die Artikel auf unserer Website, die wir zu Corona verfasst haben, werden laufend angefasst und nachgepflegt. Wir müssen dem Erkenntniswachstum und den vielen Korrekturen immer wieder Rechnung tragen. Das gilt übrigens nicht nur für Corona. Wissenschaft und Forschung entwickeln sich beständig weiter. Und wir uns mit ihr.
Aber erreiche ich so die Kritiker und Querdenker? Die fühlen sich doch nur in ihrer Ablehnung von Wissenschaft bestätigt, wenn sie sagen können: Die Virologen haben ja auch keine Ahnung.
Hömke: Wir wollen in erster Linie die Redaktionen erreichen. Mit vielen stehen wir wöchentlich, manchmal täglich im Austausch. Die verstehen das sehr gut und fragen immer wieder ab, wo wir gerade stehen. Dabei bringen sie natürlich auch kritische Fragen aus Social-Media-Gruppen oder Ähnlichem mit, lehnen aber nicht die Wissenschaft grundsätzlich ab. Wer das tut, gehört nicht zu unseren Zielgruppen.
Also haben Sie die Impfgegner abgeschrieben?
Breuer: Da sind Sie jetzt etwas polemisch. Wir schreiben niemanden ab.
Dieser Text ist ein Auszug. Das komplette Interview lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe März 2022.