Die nächste Welle

In der Coronakrise sind die Attacken aktivistischer Investoren deutlich abgeebbt. Jetzt kommt das Thema wieder ins Rollen, berichten Berater – und empfehlen Unternehmen, sich gegen die Angreifer zu wappnen. Quintessenz: Wer lernt, wie ein Aktivist zu denken, kann den Hedgefonds standhalten.

Illustration: jiris/Adobe Stock

An den Beginn der Schlacht kann sich Peter M.* noch genau erinnern. Er war damals Leiter Media Relations eines börsennotierten deutschen Unternehmens. Ein US-Hedgefonds – bekannt als sogenannter aktivistischer Investor – hatte sich mit Aktien der Firma eingedeckt und stellte nun zum ersten Mal Forderungen: Das Unternehmen solle seine Strategie auf den Kopf stellen.

Vor allem Vorstand und Aufsichtsrat griff der Aktivist an, massiv und auch sehr persönlich. „Wir haben sofort eine Krisensitzung abgehalten“, erinnert sich M., der seinen Namen in diesem Kontext nicht lesen will. „Ich weiß noch, dass unser Kommunikationsberater ganz blass war und sagte: Jetzt müsst Ihr Euch warm anziehen.“

In den folgenden Tagen sprach M. mit Journalisten, die bereits in anderen Fällen mit dem Aktivisten zu tun gehabt hatten. „Sie zeigten mir Ordner mit Unterlagen, die ihnen der Hedgefonds und seine Berater zugespielt hatten. Man bekam den Eindruck: Die schrecken vor nichts zurück.“ Die Forderungen des Aktivisten an M.’s Arbeitgeber waren äußerst scharf, im Ton und in der Sache.

Dann fielen Reportern Geheimpapiere in die Hände. Bestens recherchierte Informationen über Missstände im Unternehmen tauchten auf. Es gab Anrufe mit verklausulierten Drohungen. „Irgendwann hatten sie es geschafft, dass sich selbst die Mitglieder des Krisenstabs gegenseitig misstrauten“, sagt M. Heute weiß er: „Aktivisten leben von dem Mythos, dass sie einen fertigmachen können. Man sollte sie nicht größer werden lassen, als sie sind.“

In der Coronakrise haben viele Aktivisten die Füße stillgehalten und eine Art Burgfrieden gewahrt ( Grafik, S. 36), jedenfalls öffentlich. „Die Aktivisten waren schon aktiv – bloß im Hintergrund“, sagt Isabel Henninger von Kekst CNC. „Sie hatten Sorge, als Profiteure der Krise wahrgenommen zu werden.“ Während der turbulenten Coronamonate, erklärt Henninger, fehlte ihnen schlicht auch der nötige ruhige „landing strip“ zur Analyse des Unternehmens und Vorbereitung der Forderungen.

Zahl angegriffener Unternehmen im Vergleich zu Q1 2019; Quelle: Activistinsight/Kekst CNC



Die Aktivisten greifen mit Vorliebe das Management ihrer Ziele an. „In einer großen Krise will aber niemand die Pferde wechseln“, sagt Henninger. Sprich: Angriffe stoßen in solchen Phasen kaum auf die Gegenliebe der Medien. Und auch andere Investoren halten sich bei Attacken oft zurück.
Doch jetzt, wo sich abzeichnet, dass Wirtschaft und Finanzmärkte auf eine neue Normalität zusteuern, kommt das Thema mit Macht zurück. Das beobachten viele Kommunikationsberater, die sich auf die Abwehr von Aktivisten spezialisiert haben – so wie Kekst-CNC-Beraterin Henninger.

Bei der Agentur Deekeling Arndt Advisors in Düsseldorf etwa, die seit 2017 zum AMO-Netzwerk gehört, sind Aktivistenangriffe bereits wieder für ein Drittel des Neugeschäfts verantwortlich, sagt Senior-Partner Volker Heck. FTI-Beraterin Carolin Amann beobachtet „sehr viel Kapital im Markt“, für das die Fonds jetzt Einsatzmöglichkeiten suchten. Auch Jobst Honig von Finsbury Glover Hering bestätigt die Rückkehr der Aktivisten.

Damit kehrt der Gottseibeiuns von Kommunikatoren in börsennotierten Unternehmen zurück. […]

Dieser Text ist ein Auszug. Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe Juli 2021.