Der Unermüdliche

Kaum war Lars Rosumek im Februar 2020 als Kommunikationschef bei E.ON eingestiegen, brach die Corona-Pandemie aus. Inmitten der Krise begleitete er die Integration von Innogy, baute seine eigene Abteilung um und kommunizierte einen Chefwechsel. Dass ihm zwischenzeitlich gleich zwei Führungskräfte abhandenkamen, fiel da kaum noch ins Gewicht.

Lars Rosumek, Copyright: Jörg Heupel


Es hätte so schön sein können. Lars Rosumek war gerade 41 Jahre alt geworden. Er hatte sich beim württembergischen Familienunternehmen Voith seine Sporen verdient, den Bereich erfolgreich neu organisiert und von 15 auf zuletzt 80 Mitarbeiter weltweit vergrößert. Zum Schluss managte er sogar noch einen gescheiterten Vorstandswechsel.

Jetzt sollte er den nächsten Karriereschritt gehen, als Kommunikationschef von E.ON – und den Energieversorger neu positionieren. Seine Vorgängerin Barbara Schädler hatte die Integration der ehemaligen RWE-Tochter Innogy bestens vorbereitet und massiv in die Social-Media-Präsenz von E.ON investiert. Vor allem hatte sie schon einen Teil des notwendigen Personalabbaus erledigt. Rosumek sollte von da an alles neu aufbauen.

Als E.ON Ende 2019 bekannt gab, dass Rosumek den Posten übernehmen würde, war also da, was er brauchte. Er führte Gespräche mit seinem neuen Führungsteam, leitete im Februar die ersten Workshops, um den künftigen Zuschnitt der Abteilung zu planen. „Und dann“, sagt Rosumek trocken, „kam Corona.“ Seit März 2020 erlebt er das neue Unternehmen, das sich nach diversen Abspaltungen, Fusionen und Übernahmen selbst finden muss, „weitgehend in der Virtualität“. Im ersten Lockdown schickte E.ON, wie die meisten Unternehmen, fast alle Angestellten ins Homeoffice.

Im Sommer und Herbst waren zwar Hybridformate möglich, aber aktuell sind Rosumek und sein Team wieder weitgehend auf Videokonferenzen angewiesen. „Es gibt immer noch ein paar Mitarbeiter, die ich noch nie persönlich treffen konnte“, sagt der Kommunikationschef. Für den hageren Sohn eines Schlossers bei den Mannesmann Röhrenwerken ist E.ON „der spannendste Bauplatz der europäischen Energiewirtschaft“. „Kein anderes Unternehmen dieser Größe ist solch mutige Schritte gegangen“, sagt er.

Zuerst spaltete E.ON seine Kraftwerkssparte ab und brachte sie als Uniper SE an die Börse. 2018 folgte eine spektakuläre Rochade mit dem Erzrivalen RWE: E.ON übernahm das Geschäft mit Netzen und dem Vertrieb von Strom der RWE-Tochter Innogy, RWE erhielt die Ökostromerzeugung und Gasspeicher von E.ON und beteiligte sich im Gegenzug am Wettbewerber, hält aktuell noch 15 Prozent. Insgesamt soll der Deal einen Gegenwert von rund 20 Milliarden Euro gehabt haben. Nun besitzt E.ON keine eigene Stromerzeugung mehr. Das Unternehmen konzentriert sich voll und ganz auf den Bau und Betrieb von Stromnetzen sowie auf diverse Dienstleistungen für private und gewerbliche Kunden.

Die Integration der Reste von Innogy in den E.ON-Konzern machte auch die üppig dimensionierte Kommunikation der ehemaligen RWE-Tochter obsolet. Mehr als 100 Mitarbeiter umfasste das Team von Innogy-Kommunikationschef Peter Heinacher zu seinen besten Zeiten. Dazu kam Mitte 2017 die hauseigene Agentur Innogy C3 mit 40 Beschäftigten, ein Joint Venture mit dem ContentMarketing-Dienstleister C3.

Der damaligen E.ON-Kommunikationschefin Barbara Schädler dürfte das üppige Set-up von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen sein – sie gilt als Fan schlanker Strukturen. Als Rosumek ihre Nachfolge antrat, fand er jedenfalls eine stark eingedampfte E.ON-Kommunikation vor. Ihm fiel nun die Aufgabe zu, die Innogy-Kommunikation abzubauen. Ein Teil von deren Mitarbeitern fand in Regional- und Tochtergesellschaften von E.ON eine neue Heimat, einige wechselten zur neuen E.ON.

Auch die Integration von Innogy in den E.ON-Konzern war für Rosumek vorbereitet, die Kommunikation des Unternehmens bereits deutlich stärker in Richtung Endkunden ausgerichtet. „Meine Vorgängerin hat es geschafft, die Menschen in der Breite wieder stärker für die Marke E.ON zu begeistern“, lobt Lars Rosumek das Ergebnis. „Sie hat das etwas verstaubte Image der Energiewirtschaft modernisiert, indem sie die Social-Media-Aktivitäten stark ausgebaut hat.“ Gemeinsam mit der Agentur achtung! entwickelte E.ON innovative Formate wie „Verschollen in Simris“ – einen interaktiven Krimi auf Facebook, der auf einer Insel in der südschwedischen Region Scania spielt, die E.ON klimaneutral gemacht hat. Auch die aktuelle Kampagne „Das Wir bewegt mehr“ gab es schon, als Rosumek den Job antrat.

Dass mit Lars Rosumek nun ein Externer die Kommunikation leitet, hat mehrere Gründe. InnogyKommunikator Peter Heinacher stand für die Nachfolge nicht zur Debatte, sagen Insider. Seine Vorstellung von Kommunikation passte offenkundig nicht zur künftigen, schlanken E.ON-Linie. Carsten Thomsen-Bendixen, nach Schädlers Weggang Interimschef, wollte dem Vernehmen nach lieber Konzernpressesprecher bleiben. Vorstandschef Johannes Teyssen musste sich also außerhalb des Unternehmens nach einem Nachfolger für Schädler umschauen.

Er suchte offenbar jemanden, der bereits eine Kommunikationsabteilung von Grund auf neu organisiert hatte – einen wie Lars Rosumek. […]

Dieser Text ist ein Auszug. Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe Mai 2021.