Der Bodenständige

Mit seinem neuen CEO Dominik von Achten wagt sich HeidelbergCement aus der Deckung. Der Dax-Konzern will die Agenda künftig stärker selbst bestimmen. Kommunikationschef Christoph Beumelburg begleitet den Aufbruch betont unaufgeregt: Langfristiger Fahrplan statt kurzatmiger Twitter-PR, lautet seine Strategie.

Foto: Fernando Baptista

Beton stoppen, Klima schützen! Den Satz dürfte Christoph Beumelburg, Kommunikationschef von Heidelberg-Cement, schon öfter gelesen haben. Regelmäßig bekommt Deutschlands größter Zementproduzent Besuch von Klimaaktivisten, die vor den Toren des Dax-Unternehmens protestieren. Bei der virtuellen Jahreshauptversammlung im Juni 2020 waren es 250 Kritiker, die sich mit Plakaten, Bannern und Masken vor den Toren der Firmenzentrale lautstark Gehör verschafften.

Im August betonierten einige sogar ihre Füße ein – direkt vor der Eingangstür des Konzerns. Ihr Punkt: Bei der Zementproduktion wird Kalkstein auf rund 1.450 Grad erhitzt – indem das Unternehmen klimaschädliche fossile Rohstoffe wie Kohle oder Erdgas verbrennt. Zusätzlich wird das im Kalkstein gebundene CO2 freigesetzt. Bis zu acht Prozent der weltweiten Emissionen gehen auf das Konto der Zementhersteller.

Christoph Beumelburg hat kein allzu großes Problem damit, Zielscheibe von Kritikern zu sein: „Solange es zu keinem Hausfriedensbruch kommt, darf jeder demonstrieren, soviel er will“, sagt der Kommunikationschef. Er will nicht sofort auf jede Provokation reagieren müssen. Während viele Unternehmen ihre Social-Media-Kanäle in Echtzeit bespielen und besonders bei Hauptversammlungen minutiös von den Vorkommnissen berichten, sieht Beumelburg darin keinen Mehrwert – und spielt nicht mit: „Ich bin der Meinung, dass man nicht alles in Echtzeit kommentieren muss.“

Für ihn funktioniert „gute Unternehmenskommunikation“ anders: Sie informiert und geht Themen proaktiv an – ohne dabei unnötig für Aufregung zu sorgen. Da ist Neu-Heidelberger Beumelburg ganz Schwabe. Nun lässt er die Themen deshalb nicht einfach schleifen, im Gegenteil. Aber statt auf Twitter minutiöse Protokolle zu posten, denkt er in langen Linien. „Wir wollen dasselbe wie die Aktivisten: eine CO2-freie Welt“, argumentiert er.

Dabei gibt es aus seiner Sicht drei zentrale Stellschrauben. Erstens: Statt fossiler Brennstoffe vermehrt alternative Brennstoffe sowie grüne Energie einsetzen. Zweitens: Das CO2, das bei der Erhitzung des Kalksteins für die Zementherstellung freigesetzt wird, einfangen und weiterverwenden oder einlagern. Drittens: Die Kreislaufwirtschaft vorantreiben.

Bis all das in großem Stil funktioniert, sucht das Unternehmen den Dialog mit Kritikern. CEO Dominik von Achten war beispielsweise kürzlich auf einem Panel mit Klimaschützern. „Wir freuen uns auf jeglichen Austausch, auch mit kritischen Stimmen“, sagt Beumelburg, „aber wir wollen sachlich diskutieren.“ Will sagen: Mit Schreihälsen setzt er seinen Chef nicht an einen Tisch.

Die betont unaufgeregte Haltung ist symptomatisch für den ganzen Konzern: Es gibt einen klaren Fahrplan – für das Unternehmen, für die Kommunikation, für die Zuständigkeiten. Der Themenkalender von Beumelburgs Team ist auf Monate im Voraus gefüllt. „Die Themen und die Verantwortlichkeiten stehen fest“, sagt er.

Dennoch – oder gerade deshalb – könne sein Team auch schnell reagieren. „Wir sind schlank, aber effektiv aufgestellt. Bei uns ist klar, wer was macht. Bei dringenden Themen können wir uns daher schnell abstimmen und direkt loslegen.“ Er beschreibt die Organisation des Konzerns als sehr „lean“: flache Hierarchien, ohne unnötige Führungsebenen in der Mitte. Die Kommunikationsmitarbeiter berichten an Beumelburg, er berichtet direkt an den Vorstandschef. In den meisten Unternehmen wäre das normal. Bei dem konservativen Betonkonzern ist es erwähnenswert.

Einen klaren Fahrplan braucht das Unternehmen, denn gerade in Sachen Klimaschutz kann sich der Zementriese keinen Fehltritt mehr erlauben. Selbst Anteilseigner wie der US-Investor BlackRock drängen das Unternehmen inzwischen, aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Auch zahlreiche andere institutionelle Investoren und Banken „dekarbonisieren“ sukzessive ihr Portfolio.

In seiner neuen Unternehmensstrategie „Beyond 2020“ hat sich HeidelbergCement daher nicht nur eine neue Vision verpasst („Material to build our future“), sondern auch Klimaneutralität auf die Fahnen geschrieben. Jetzt, erklärt Beumelburg stolz, will das Unternehmen nicht weniger, als ein „Branchenführer“ auf dem Weg zur CO2-Neutralität werden. […]

Dieser Text ist ein Auszug, die komplette Titelgeschichte über die Kommunikationsoffensive von HeidelbergCement lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe November 2021.