Haben Berater mehr Freude und Motivation, wenn sie an Purpose-Cases arbeiten? Dieser Frage gehen Lars Rademacher, Professor für PR an der Hochschule Darmstadt, und Kathrin Stürmer, PhD-Studentin der Munster Technological University in Irland, im aktuellen prmagazin nach.
1 – EINLEITUNG
Die Diskussion in den Management- und Organisationswissenschaften über den Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Unternehmenserfolg ist eine andauernde Debatte. Die meisten Wissenschaftler sehen hier einen positiven Zusammenhang (vgl. Bakotić 2016). Daher ist die Arbeitszufriedenheit eine relevante Managementaufgabe, die branchenübergreifend weiter erforscht werden muss.
Ein Blick in den breiten Korpus an Literatur zum Thema Arbeitszufriedenheit und Motivation zeigt zwar eine zunehmende Anzahl von Publikationen, jedoch ist die Arbeitszufriedenheit bei Unternehmens- und Kommunikationsberatern kaum erforscht. Betrachtet man neuere Daten, so verweisen die Studien des European Communication Monitor (ECM) immer wieder auf das Thema (vgl. ECM 2010, 2014, 2018), wobei die Ausgabe 2018 feststellt, dass die allgemeine Arbeitszufriedenheit langsam abnimmt und Zufriedenheit mit Veränderungsbereitschaft in Verbindung bringt (vgl. Zerfass/ Tench/Verhoeven/Vercic/Moreno 2018).
Eine aktuelle Studie aus Deutschland zeigt, dass Kommunikationsberater insbesondere mit ihrer momentanen Arbeit unzufrieden sind (vgl. Hoffjann et al. 2019). Allgemein setzen Studien die Arbeitszufriedenheit in Bezug zu Gehalt, zur Art der Organisation (zum Beispiel Unternehmen versus NGO), Position in der Organisationshierarchie sowie zu Stress und Druck im Arbeitsumfeld.
Millennials hingegen sind dafür bekannt, dass sie sinnstiftende Berufsprofile bevorzugen, die sich auf Bereiche wie Nachhaltigkeit, unternehmerische Verantwortung, Gesundheit, Bildung etc. konzentrieren. Neuere Erkenntnisse unterstützen auch, dass ein Grund für einige der zuvor widersprüchlichen Ergebnisse in der unterschiedlichen Wahrnehmung von „sinnstiftender Arbeit“ zwischen verschiedenen Generationen liegen könnte (vgl. Van Rossem 2019).
Deshalb wollten wir wissen, ob sich diese spezifische Einstellung zur Arbeitsumgebung und deren sich verändernde Bedingungen (zum Beispiel neue Arbeitsgebiete) auch widerspiegeln in der Art, wie Millennials mit ihrer eigenen Arbeitsumgebung im Kommunikationsmanagement umgehen. Unser spezifisches Ziel war es herauszufinden, ob die jüngere Generation von Kommunikationsmanagern – sowohl innerhalb von Organisationen als auch externe Berater – sich mehr oder weniger motiviert und zufrieden mit ihrem Arbeitsalltag fühlt, wenn sie ihre Arbeit als „sinnstiftend“ im engeren Sinne erachtet, das heißt wenn sie einen Beitrag zu einem „höheren moralischen Zweck“ leistet und/oder die Arbeit „sinnstiftende Projekte“ beinhaltet.
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5 – DISKUSSION UND ERGEBNISSE
Das Ziel dieser Studie war es, die Entwicklungen und Wahrnehmungen jüngster Kommunikations- und PR-Fachleute zu analysieren. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass diese Fachleute sinnstiftende Berufe bei der Berufswahl berücksichtigen.
Vor allem jüngere Generationen wollen Game Changer sein und leben von dem Ziel oder dem Ehrgeiz, ihren Kindern etwas Besseres zu hinterlassen. Millennials glauben, dass die innere Motivation ihre Arbeitszufriedenheit, Arbeitsleistung und ethischen Entscheidungen positiv beeinflusst.
Die meisten Menschen sind eher motiviert, etwas zu tun, worin sie gut sind, als etwas, für das sie sich weniger begabt fühlen. Außerdem mögen die Befragten es, eine gute Sache auf befriedigende und lohnende Weise zu tun. Erstaunlicherweise waren die meisten Korrelationen jedoch nicht signifikant.
Nur bezüglich des Gehalts fand sich eine Korrelation, nämlich dass es 60.000 Euro plus pro Jahr braucht, um Menschen zu motivieren, alle guten Absichten zu vergessen. Liegt das Gehalt darunter, würden die meisten unserer Teilnehmer eine sinnstiftende Tätigkeit sogar über ein höheres Gehalt stellen.
Im Vergleich zu den früheren Generationen scheinen die heutigen Generationen Y und Z ein größeres Augenmerk auf ihre innere Motivation und sinnstiftende Jobs zu legen. Diese Änderung der Denkweise wird wichtige Auswirkungen auf die künftigen Arbeitgeber dieser Arbeitskräfte haben. Daher ist es wichtig, den wissenschaftlichen Fokus weiterhin auf die jüngeren Generationen und ihre neuesten Visionen sowie auch auf Jobs explizit in der PR und in der Kommunikation zu legen.
Ein Dilemma, vor dem viele junge Berufstätige stehen, ist die Frage, wie sie das, was sie tun wollen, mit dem ausbalancieren, was sie in ihrem Job tun müssen. Dieses Dilemma gibt es in allen Berufen, auch in der PR. Um es zu bewältigen, ist der Zeitrahmen, den man in den ersten drei Jahren eines Jobs durchläuft (was für die meisten jungen Leute dieser Generation vergleichsweise lange ist) von großer Bedeutung.
Weitere Studien sollten daher die Wendepunkte und die Phasen analysieren, in denen Faktoren wie innere Motivation, berufliche Position oder ein finanzieller Bonus mehr oder weniger wichtig für die Entscheidung werden, in einem Job zu bleiben oder nicht.
Dieser Text ist ein Auszug. Den vollständigen Beitrag von Lars Rademacher und Kathrin Stürmer lesen Sie in der März-Ausgabe des prmagazins.
Die Autoren:
Lars Rademacher ist seit 2014 Professor für Public Relations am Fachbereich Media der Hochschule Darmstadt.
Kathrin Stürmer ist PhD-Studentin der Munster Technological University in Irland in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt.