„Juristische Möglichkeiten ausschöpfen“

Barbara Metz (vorne im Bild) ist seit 2022 Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die vor allem für Luftreinhalteklagen und Dieselfahrverbote bekannt ist. Die 42-Jährige will streitbar bleiben, setzt parallel aber verstärkt auf das Prinzip Erklären.
(Foto: Erdmann/DUH)


Frau Metz, Beobachter haben Ihre Berufung in die Bundesgeschäftsführung so interpretiert, dass sich die DUH von der Reizfigur Jürgen Resch emanzipieren möchte. Er war der „Mann, den die Autobosse fürchten“. Sie dagegen sollen eine neue, konstruktivere und vielleicht auch weichere Linie verkörpern. Was sagen Sie dazu?

Metz: Wir kümmern uns bei der DUH nicht um unser Image, sondern um Inhalte. Als Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation decken wir Missstände auf, legen den Finger in die Wunde und verhelfen Natur, Umwelt, Klima und Menschen zu ihrem Recht. Das ist für manche unbequem, und sie versuchen, uns zum Schweigen zu bringen. Beispielsweise hat die Automobilindustrie – statt Dieselgate bedingungslos aufzuklären und Autos endlich sauber zu machen – lieber eine Kampagne gegen die DUH und gegen Jürgen persönlich initiiert. Das Ergebnis sind Morddrohungen bis heute – gegen die Menschen, die illegale Machenschaften zum Schaden von Millionen Menschen aufgedeckt haben. Doch davon lassen wir uns nicht einschüchtern. Wir decken weiter auf, wir setzen weiter Umwelt- und Verbraucherschutz durch. Hätte jemand in der DUH das ändern wollen, hätte man bestimmt nicht mich berufen. Denn ich stehe gemeinsam mit meinen Kollegen genau für diesen Kurs.

Sie werden trotzdem ganz anders wahrgenommen als Jürgen Resch – und damit auch die DUH.
Jeder Mensch wird anders wahrgenommen, schon allein aufgrund seines Alters oder Geschlechts. Jeder hat auch seine persönliche, eigene Art der Kommunikation. Man kommt als Organisation aber natürlich an den Punkt, an dem man sich fragt: Wie setzen wir das am besten ein?

Sie lassen sich auch beim Klimastreik fotografieren, an vorderster Front mit 20-jährigen Aktivisten.
Sucht die DUH so den Anschluss an die Jugend? Natürlich bin ich bei Klimastreiks und weiteren Demonstrationen, und man darf mich dort auch fotografieren. Genau wie Jürgen Resch oder Sascha Müller-Kraenner [der dritte Geschäftsführer; Anm.
d. Red.] übrigens. Und wir halten Kontakt zu allen Aktivisten, egal welchen Alters, die genau wie wir mit demokratischen Mitteln für Umwelt- und Klimaschutz eintreten. Es ist wichtig, dass die Zivilgesellschaft sich gegenseitig unterstützt und austauscht. Ich bin natürlich altersmäßig näher dran an dieser Generation. Ich habe selbst Kinder und jüngere Geschwister. Allein durch ein bestimmtes Auftreten ist es einfacher, da Zugänge zu finden. Als die Letzte Generation in Berlin in den Hungerstreik getreten ist, bin ich dahingegangen, um mit den jungen Menschen zu sprechen. Nicht, weil ich diese Aktionsform unterstützen würde – ich finde das sehr problematisch. Einfach um zu verstehen, was sie antreibt.

Die Diskussionen um Umwelt- und Klimaschutz sind stark ideologisch aufgeladen, in der Bevölkerung machen sich Widerwillen und manchmal sogar Hass auf Aktivisten breit. Bekommen Sie das zu spüren?
Das stimmt so nicht. Die Bevölkerung spricht sich beispielsweise zu etwa 80 Prozent klar für Klimaschutz aus, und die Basis der ernst zu nehmenden Diskussion bilden umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse. Aber es gibt eine sich zunehmend radikalisierende Minderheit, die wissenschaftliche Fakten nicht hören möchte und Hass schürt. Jürgen Resch ist sicherlich die Person, die in dieser Hinsicht bei uns im Fokus steht. Aber natürlich kommt auch bei mir und den anderen Kollegen in der Bundesgeschäftsführung das eine oder andere an, sobald wir irgendwo prominent mit einem Diskussionsbeitrag auftauchen. Ich lese mir das nicht immer alles im Detail durch.

Woran liegt es, dass die Debatte derart ideologisch geführt wird?
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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe Dezember 2023 | Januar 2024