Werteorientierung verstärkt sich nicht durch Proklamation und schöne Broschüren, sondern nur durch tägliches Vorleben, meint Wolfram Eberhardt, Leiter Medien & Kommunikation des Erzbistums Köln.

Werteorientierte Unternehmensführung – als die Einladung zu diesem Gastkommentar kam, musste ich erst einmal schlucken. Spontan dachte ich an die Missbrauchsfälle, schlechten Reputationswerte und hohen Austrittszahlen. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass der Glaube in unseren individualisierten und digitalisierten Welten immer mehr verdunstet.
Schlechte Voraussetzungen also, um Unternehmen beim Thema „Purpose“ als inspirierendes Vorbild zu dienen? Und erst recht schlechte Voraussetzungen, um Menschen in einer verunsicherten Gesellschaft Orientierung zu bieten? Wäre die Antwort ein schlichtes Ja, hätte ich die Stelle beim Erzbistum vor wenigen Monaten nicht angetreten – und der Kommentar wäre hier zu Ende.
Kirchlich fing es gut an: Bereits vor Jahrhunderten entwickelten Mönche überzeugende „Best-Practice-Modelle“. Die Klosterregel des heiligen Benedikt zeigt, dass werteorientierte Führung nachhaltiges Wachstum fördern kann. Bewegt man sich in die Gegenwart und kommt zu den eigentlichen Lebensfragen, hält uns der Orientalist Navid Kermani den Spiegel vor: „Eben jetzt muss man doch von den Religionen erzählen! Stellen wir uns vor, sie würden verschwinden – was wird aus den existenziellen und ethischen Fragen des Menschen? Mit der Frage nach Sterben und Tod? Nach der Würde des Menschen?“ (Die Zeit Nr. 12/2022). […]

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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe Dezember 2024 | Januar 2025.
