Der Entertainer

Als Kommunikationschef von Zurich Deutschland war Bernd Engelien zuletzt vor allem auf interne Themen gebucht: die neue Strategie „Zielbild 2023“, den angestrebten Wandel von einer sehr konservativen zu einer agilen Unternehmenskultur und den Umzug auf den neuen Kölner Campus. Extern beschäftigte ihn vor allem die Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook. Jetzt will er auch insgesamt wieder stärker nach außen wirken.

Für Bernd Engelien gehört zum Job des Kommunikators nicht nur das Strategische. „Es schadet nicht, wenn man ein klein wenig den Entertainer im Blut hat“, findet er. Wenn Engelien also ein Format zum Thema Strategieprozess plant, dann macht er eine Late-Night-Show.

Er lässt die Produktionsfirma make/c in den Kölner Balloni-Hallen ein Studio aufbauen, inszeniert Interviews mit dem Vorstand, Diskussions- und Fragerunden – eine volle Stunde lang, wie eine Fernsehsendung. Dazu: Musik von den Heavytones, der Band, die früher für Stefan Raab bei „TV total“ aufgespielt hat.

Ende Februar streamte die Zurich-Kommunikation diese „Strategiewerkstatt“ für alle deutschen Beschäftigten auf Teams, „live on tape“. „Wir wollen weg von den langatmigen Homeoffice-Formaten, bei denen immer derselbe Bügeltisch im Hintergrund zu sehen ist“, sagt Engelien. „Wir wollen professionelle Settings.“

Mit Konzepten wie der Late-Night-Show trete das Unternehmen in eine „professionellere Phase der virtuellen Zusammenarbeit“. In den vergangenen Jahren hat Engelien mit seinem Team viele neue Formate ersonnen. Strategiedialoge und -werkstätten, Videokampagnen zum Umzug der Deutschland-Zentrale und sogar einen Kinofilm.

Die Neuerungen sind Teil der Selbstfindung des Konzerns. Zurich, einer der drei großen ausländischen Versicherer, die hierzulande im Schatten der Allianz aktiv sind, hat mehrere Häutungen hinter sich. Das Unternehmen hat 2018 das „Zielbild 2023“ entwickelt, ein kombiniertes Programm aus Kulturwandel und strategischer Neuausrichtung. Ende 2019 hat Zurich zudem seine Kölner und Bonner Büros im neuen „Zurich Campus“ nahe der Kölner Messe zusammengelegt.

Engelien weiß sehr genau, wie wichtig es für den Versicherer ist, sich zu verändern. Er ist ein Zurich-Urgestein, seit inzwischen 13 Jahren in der Kommunikation der Zurich tätig. In dieser Zeit hat er vier Vorstandsvorsitzende überlebt, seit 2018 dient er unter Carsten Schildknecht. Die beiden verstehen sich dem Vernehmen nach gut. Engelien ist stolz, schon so lange dabei zu sein. „Wahrscheinlich habe ich mehr richtig als falsch gemacht“, scherzt er.

Aber der Kommunikationschef hat auch noch die alten Zeiten kennengelernt: „Als ich angefangen habe, war die Zurich Gruppe Deutschland kulturell noch ein ganz anderes Unternehmen – deutlich hierarchischer und wenig agil“, sagt Engelien.

Zwar hält er Berichte von Beobachtern für ein „Zerrbild“, wonach früher bisweilen sogar ein Geist von „Befehl und Gehorsam“ geherrscht habe und es sehr konservativ und festgefahren zugegangen sei. Aber den Veränderungsbedarf sieht Engelien durchaus: „Wir müssen die Einstellung befördern, dass Wandel etwas ist, was kontinuierlich passiert und auch durchaus positiv ist. Vor allem wollen wir die Mitarbeitenden in Entscheidungen einbinden.“

Schon vor Corona habe sich die Versicherungsbranche in einem „perfekten Sturm“ befunden, wie Engelien es in Anlehnung an den angelsächsischen Begriff „perfect storm“ ausdrückt – also einer Naturkatastrophe, bei der alles zusammenkommt, was man sich nur vorstellen kann: Die Digitalisierung verändert rasant das Kundenverhalten, der Klimawandel bedroht das Geschäftsmodell der Versicherer, denn die müssen für die Folgen von Sturmfluten und Dürren geradestehen. „Wir müssen uns neu ausrichten“, sagt Engelien. Unter anderem setzt Zurich – natürlich – auf agiles Management, will konzernweit die Anrede mit „Du“ zum Standard machen und zu einem der nachhaltigsten Unternehmen der Welt werden.

Die Kommunikation sei dabei nicht nur „Erfüllungsgehilfe“, sondern „tragender Teil der Gesamtstrategie und von Beginn an dabei gewesen“, betont Engelien. Zuerst organisierte sie sich selbst neu: […]

Dieser Text ist ein Auszug. Lesen Sie in der April-Ausgabe des prmagazins, wie Bernd Englien die Zurich-Kommunikation umgebaut hat, warum er nicht nur informieren, sondern auch unterhalten will und wie er den Versicherer nach jahrelanger Beschäftigung mit sich selbst auch extern wieder stärker positionieren will.