Der Marathonläufer

(Foto: prmagazin/Fernando Baptista)

Seit 14 Jahren leitet Jürgen Harrer die Kommunikation des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport. Schritt für Schritt hat er während dieser Zeit seinen Bereich neu organisiert – weg vom Silodenken und hin zum themenorientierten Arbeiten. Doch erst jetzt, sagt er, kommt er seinem Ziel endlich nahe.

Die junge Frau trägt einen Rucksack und setzt sich lächelnd die Kopfhörer auf. Sie ist offensichtlich voller Vorfreude. Sie wird verreisen. Während sie den Blick durchs Terminal schweifen lässt, ertönt für die Zuschauer des Image-Spots ihr innerer Monolog: „Endlich mal wieder fliegen, hab’ ich die letzten Jahre ja überhaupt nicht gemacht. Fühlt sich irgendwie komisch an – auch klimatechnisch.“

Dann geht sie Dinge durch, die nachhaltiger sein könnten, hier am Flughafen Frankfurt. Die Förderbänder für die Koffer? „Verbrauchen sicher Unmengen an Strom.“ Es folgt die Einblendung, dass die Betreibergesellschaft Fraport genau in diesem Bereich bisher 1.300 Tonnen CO2 eingespart hat. Und so geht es weiter: Die neuen LEDs für Flutlichter und Terminal-Lampen sind effizienter als die bisherigen Leuchtstoffröhren, Elektrofahrzeuge auf dem Vorfeld produzieren keine Abgase mehr. Die Klimaanlagen in den Gebäuden arbeiten sparsamer als früher. Und natürlich kommt immer mehr Strom aus Fotovoltaik und Windkraft.

Kommunikationschef Jürgen Harrer kann die Argumente auswendig. Im Frühjahr 2023 spielte das Unternehmen den Clip auf allen Kanälen aus. Knapp zwei Minuten, um zu erklären, wie sich Fraport nachhaltiger ausrichtet, um 2045 CO2-frei zu arbeiten. „Dafür haben wir super Feedback bekommen“, sagt Harrer. „Vor allem, dass wir von uns aus all die kritischen Aspekte zur Sprache gebracht haben, kam gut an.“

Der Nachhaltigkeits-Spot „Destination Net Zero“ zeigt durchaus beispielhaft, was sich zum Positiven verändert hat, seit Harrer im Jahr 2010 die Leitung der Kommunikation übernommen hat. Er zeigt aber auch sein großes Dilemma: Was junge, umwelt- und klimabewusste Reisende wohl am meisten bewegt, kommt im Film nicht vor – nämlich dass Fliegen an sich eine schlechte Klimabilanz hat und ein Flughafen wie Frankfurt diese Umweltsünde überhaupt erst möglich macht.

Natürlich setze auch die Flughafeninfrastruktur einiges an Treibhausgasen frei, so Harrer. „Kritiker sagen: Ihr seid ein indirekter Verursacher von CO2-Emissionen“, erklärt der 50-Jährige mit dem unverkennbaren rheinhessischen Zungenschlag. „Da ducken wir uns auch nicht weg. Aber das ist eine Aufgabe für die Luftverkehrsbranche insgesamt.“ Dass Fraport die Emissionen, verglichen mit Ende der 1990er Jahre, erheblich gesenkt hat, darauf will er mit seiner Kommunikation hinweisen. Nicht mehr und nicht weniger.

14 Jahre macht Harrer den Job jetzt. Schon vor seiner Zeit war aus einem ehemals öffentlich geführten, fast behördlichen Unternehmen eine börsennotierte Aktiengesellschaft geworden. Heute ist Fraport ein internationaler Konzern mit gut 30 Auslandsstandorten und einem Newsroom-Modell in der Kommunikation.

„Content ist das Maß aller Dinge für uns“, sagt Harrer. „Wir haben immer gesagt: Der Flughafen schreibt jeden Tag dutzende, wenn nicht hunderte Geschichten.“ 2016 stieß er die ersten Überlegungen an, die Kommunikation, die lange in der klassischen Abteilungslogik organisiert gewesen war, themenorientiert umzubauen.

Inzwischen ist der Bereich für das Unternehmen so wichtig, dass Vorstandschef Stefan Schulte – wie Harrer seit gut 14 Jahren im Amt – die Kommunikatoren bei der Entwicklung der Unternehmensstrategie eng einband. Ende Januar verkündete Fraport auf einer Führungskräftetagung das Ergebnis. Drei strategische Prioritäten sollen den Konzern demnach erfolgreich ins Jahr 2030 führen. Sie zeigen, in welchen Themenfeldern sich auch die Kommunikation bewegt. […]


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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe April 2024.