US-Präsident Donald Trump entlarvt die Wokeness-Show vieler Konzerne, meint Georg Meck, Chefredakteur von Focus und Focus Money.

Donald Trump hat auch sein Gutes. Man mag es gar nicht laut sagen angesichts des Abstrusen, Ärgerlichen, ja Gefährlichen, das wir vom amerikanischen Präsidenten hören. Immerhin aber fördert er manch unangenehme Wahrheit zutage, etwa die Scheinheiligkeit, mit der manche Konzerne in den letzten Jahren ihre Wokeness-Show abgezogen haben. Morgens Purpose, mittags Purpose, abends Purpose. Alle jagten sie plötzlich einem höheren Sinn hinterher.
Kein Produkt war ihnen zu belanglos, als dass nicht ein Heer an PR-Experten darangesetzt wurde, einen wohltönenden Überbau zu errichten. Floskel um Floskel schichteten sie auf, vom schalen Pathos bis zum Schwachsinn war es nie weit. Guten Kaffee zu brühen, genügte plötzlich nicht mehr, es musste darum gehen, den „menschlichen Geist zu inspirieren“.
Statt stolz darauf zu sein, die flottesten Sneaker, die saubersten Kraftwerke oder auch die pfiffigsten Wertpapiere ins Schaufenster zu stellen, musste ein höherer Sinn her. Oft im vorauseilenden Gehorsam vor einem antikapitalistischen Zeitgeist, der ökonomischem Erfolg grundsätzlich misstraut.
Warum aber diese Selbstzweifel, dieses schlechte Gewissen? Wenn jemand uns Kunden glücklich macht, warum sollte er damit nicht reich werden? „Gönn Dir“, sagt unser Teenager, ohne je Adam Smith gelesen zu haben. Vom Begründer der Nationalökonomie stammt das wahre Wort, dass wir unser gutes Abendessen nicht der Nächstenliebe des Bäckers und Metzgers zu verdanken haben, sondern deren Gewinntrieb.
Der Welt ist dieses marktwirtschaftliche Prinzip im großen Ganzen gut bekommen. Da braucht es keine Propaganda von Konzernen, die sich als Wohltäter der Menschheit gerieren. Dann wäre die Enttäuschung auch nicht so groß wie jetzt, da das Pendel unter Trump umgeschlagen ist.
CSR-Programme sind nun verdächtig, Diversity rückt weit nach hinten auf der Agenda.
Die nobelsten CEOs rutschen auf den Knien zu dem ungehobelten Präsidenten. Vorneweg die Silicon-Valley-Heroen, die sich bis dahin als selbstlose Weltverbesserer inszeniert hatten, die allenfalls zufällig zu ihren Milliarden gekommen sind. „So schnell konnte Donald Trump gar nicht „great“ rufen – da hatte Google den Golf von Mexiko schon in Golf von Amerika umgetauft“, mokierte sich die FAZ über das Tempo, mit dem die Industrie zu Trump übergelaufen ist.
Heute spielen Modemarken gar mit rassistischen Klischees, wie American Eagle mit der weißen, blonden Schauspielerin Sydney Sweeney im Jeansanzug. Der Aufschrei der Woke-Fraktion war einkalkuliert: Aufmerksamkeit gesteigert, Börsenkurs auch. Aktion geglückt. Wie gesagt, es ist nicht weiter verwerflich, wenn Manager darauf schauen, opportunistisch ihre Gewinne zu optimieren. Nur sollten sie in ihren PR-Predigten das nächste Mal den Mund nicht so voll nehmen. Wenn Unternehmen die Welt verbessern wollen – nur zu! Oberste Regel: Haltet Euch an Recht und Gesetz. Im Übrigen können sie gern ordentliche Löhne und Steuern zahlen. Dann wäre schon genug gewonnen.

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