
Politik und Kommunikation können und müssen voneinander lernen. Für die Agentur der Zukunft heißt das: Sie muss eine Art Plattform für Köpfe und Skills sein – ein agiles, kuratiertes Set an Spezialist:innen, die sich kurzfristig und aufgabengerecht immer wieder neu formieren und strukturieren, meinen Cornelia Göbel (Partnerin), Daniel Wixforth (Partner) sowie Jan Böttger (Managing Partner) der Beratung 365 Sherpas.
Die zurückliegende Bundestagswahl ist nicht nur für die auf ein historisches Tief abgestürzten Unionsparteien ein Einschnitt. Das Wahlergebnis markiert eine Zäsur für die politische Landschaft insgesamt. Was schon seit Jahren von Politik- und Sozialwissenschaft beschrieben wird, realisiert sich nun stärker denn je in Parlamentsmehrheiten: Alte Logiken existieren nicht mehr.
Die beiden ehemaligen Volksparteien erzielen nur mehr deutlich unter 30 Prozent – während FDP und vor allem Bündnis 90/Die Grünen stärker geworden und damit ihrer alten Rolle als kleine Partner entwachsen sind. Entsprechend selbstbewusst steckten die bislang politisch meilenweit voneinander entfernten „Kellner“ ihre Claims ab, noch bevor die „Köche“ das Menü zusammengestellt haben. Die politische Arithmetik hat eine grundlegende Verschiebung erfahren.
Damit vollzieht das politische Berlin nach, was sich auf gesellschaftlicher Ebene schon seit Jahren abzeichnet. Digitalisierung, Globalisierung und Urbanisierung haben zu grundlegenden Veränderungen im wirtschaftlichen und sozialen Gefüge geführt. Die Corona-Pandemie und der Klimawandel wirken nun als Verstärker, der den Handlungsdruck auf allen Ebenen signifikant erhöht.

Die Herausforderungen sind nicht punktuell oder vertikal, sondern horizontal und betreffen mithin alle Branchen, alle Altersgruppen, alle gesellschaftlichen Schichten in ihrer jeweils spezifischen Form. Bei solch vielfältigen Veränderungsschüben wundert es letztlich auch nicht, dass die Wähler:innen einer großen Vielfalt an Politikkonzepten ihre Stimme gegeben haben.
Wir befinden uns am Beginn eines Jahrzehnts des Um- und Aufbruchs, einer „Spätmoderne in der Krise“, wie es die Soziologen Andreas Reckwitz und Hartmut Rosa im Titel ihres neuen Buchs auf den Punkt gebracht haben. Eine Ära, in der Silodenken in den geschlossenen politischen Lagern klassischer Links-Rechts-Schemata wenig sinnvoll erscheint.
Fortschrittsgestaltung ist zu einer Querschnittsaufgabe geworden, die Innovation, Ökologie und sozialen Ausgleich stets integriert denken muss, wenn sie erfolgreich sein will. Und Erfolg muss im Angesicht der epochalen Herausforderungen unserer Zeit das handlungsleitende Kriterium sein.
So kann aus schnöden Koalitionsverhandlungen im besten Fall ein politischer Design-Thinking-Prozess werden: ein Prozess, der die bereits stattfindende gesellschaftliche Disruption nicht entlang etablierter Denkmuster, sondern entlang vielfältiger politischer Lösungskonzepte in ein neues Politik- und Gesellschaftsverständnis übersetzt und in einen zukunftsorientierten Transformationsprozess gießt und diesen aktiv gestaltet.
Was hat das mit uns als Berater:innen, was mit der „Agentur der Zukunft“ zu tun? […]
Dieser Text ist ein Auszug. Wie die Agentur der Zukunft aus Ihrer Sicht aussehen muss, haben Cornelia Göbel, Daniel Wixforth und Jan Böttger für die Dezember-Ausgabe des prmagazins aufgeschrieben.