Fahnen eingerollt
Anschmiegsam neuformuliert
Wertebasis bröckelt

Die politischen Rahmenbedingungen und gesetzlichen Vorgaben haben schon immer die Möglichkeiten unternehmerischen Handelns definiert. Daneben gab es auch immer Einfluss von Oppositionen oder Interessengruppen, die durch ihre direkten Einflussmöglichkeiten auf die Bevölkerung die Spielregeln verschieben konnten.
Spätestens seit dem Unfall in Fukushima hat sich aber etwas geändert. An der gesamten Energiediskussion lässt sich nachvollziehen, wie intensiv heute deutsche und europäische Gesetzgeber unternehmerisches Handeln orchestrieren.
Die Kernenergie wurde über Nacht abgeschafft, den Verbrennern sollte es ähnlich gehen, und welche Kapriolen in kurzer Zeit zum Thema Heizung und Energie hingelegt worden sind, hat viel Vertrauen in die politische Fachkompetenz zerstört. Und jetzt: Kernenergie könnte auch in Deutschland wieder hochgefahren werden, die E-Mobilität ist entzaubert, und das Verbrenner-Aus scheint Geschichte zu werden.
Die einzige Industrie, die unabhängig von wenigen Alibi-Modellen Kurs hielt, war die Ölbranche – nach dem Motto „Augen zu und durch“. Auch wenn dadurch immer mehr Zweifel an ihrer Fortschrittsfähigkeit wachsen.
Der Höhepunkt dieser Übergriffigkeit sind aber die „Kopfnoten“, die als neue Regelung in der Marktordnung entwickelt wurden: ESG oder DIE. Kopfnoten, weil sich jede Company mit etwas Fantasie aus dem Dilemma retten kann. CO2-neutral? Kein Problem, es gibt ja prima Ablassbriefe in Form von Zertifikaten. Die Sozialpunkte zu sammeln, ist auch relativ preiswert. So spart man selbst als Rüstungsschmiede Steuern, und die „gute“ Unternehmensführung wurde sehr schnell ein Thema für Juristen und Controller.
Bevor DIE überhaupt ernsthaft etabliert werden konnte, verordnete Donald Trump jetzt die Kehrtwende, und die Unternehmen rollen brav ihre bunten Fahnen wieder ein. Natürlich mit anschmiegsamen Formulierungen, man weiß ja nie.
Man sollte nie den Kern unternehmerischen Handelns vergessen, nämlich langfristig Profit zu machen. Dazu ist fast alles erlaubt. Opportunität in der Wertedefinition und Flexibilität in der Wertschöpfung. Bei den vielen Compliance-Schöpfungen ist vergessen worden, dass nur Menschen Werte haben können. Institutionen werden sie verordnet. Es gibt noch einige „wertvolle“ und langfristig planende Unternehmer, mit einem krisenfesten Wertekanon. In den klassischen Vorständen jedoch scheint das seltener zu sein.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe April 2025.
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