„Angst wird geteilt, Wut kommentiert“

Carline Mohr, von 2019 bis 2022 Newsroom-Chefin der SPD, berät heute politische Parteien in Sachen Social Media – und erklärt ihnen die Erfolgsstrategie der AfD. Im laufenden Bundestagswahlkampf haben die anderen Parteien zwar aufgeholt, doch von Waffengleichheit ist keine Spur.

prmagazin: Frau Mohr, es ist fast schon ein Allgemeinplatz, dass die AfD auf Social Media haushoch überlegen ist. Gilt das auch im Bundestagswahlkampf 2025?

„Die demokratischen Parteien haben in den vergangenen drei Jahren aufgeholt.“ – Carline Mohr

Carline Mohr: Zumindest ist die Mechanik immer noch die gleiche wie vor rund zehn Jahren. Damals galt die AfD als erste „Facebook-Partei“. Auch heute ist sie auf neuen Kanälen schneller präsent als andere Parteien und hat mehr Leute für die SocialMedia-Kommunikation. Unter anderem deshalb ist sie jetzt auch so stark auf TikTok. Seit die Plattformen vom Social- auf den Content-Graph umgestellt haben, setzen die Social-MediaManager:innen der AfD genau da an: Sie verteilen Anleitungen für virale TikTok-Videos, dazu fertig geschnittenes Videomaterial, an dem sich die Leute bedienen können. Das verbinden sie mit klaren Aufträgen – etwa: „Wir lassen nicht zu, dass unser Spitzenkandidat unsichtbar gemacht wird.“ Das macht die Partei leider geschickt.

Liegt der Erfolg der AfD auf Social Media also weniger an ihren Botschaften als an der Machart ihrer Beiträge?

Nein, sie punktet auch mit ihren Inhalten. Die AfD schafft es besser als andere Parteien, die Leute emotional zu erreichen. Sie setzt dabei klassisches Storytelling ein. Aber: Die demokratischen Parteien haben in den vergangenen drei Jahren aufgeholt. Sie haben erkannt, wie wichtig es ist, auch auf Kanälen wie TikTok die Menschen zu erreichen. Viel mehr Abgeordnete demokratischer Parteien sind dort inzwischen aktiv. Ich habe im vergangenen Jahr zahlreiche Abgeordnete aus Landtag und Bundestag beraten – alle wollen ihre Social-Media-Strategie verbessern.

Welche der anderen Parteien ist in den sozialen Medien am erfolgreichsten?
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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe Februar 2025.