„Ich habe es geliebt – aber nicht bis an den Sargdeckel“

Ende Juli tritt ein Großer der Branche von der Bühne: Für Oliver Schumacher, Rheinländer mit Berliner Schnauze, beginnt die passive Phase seiner Altersteilzeit. Vorher will der Noch-Kommunikationschef der Deutschen Bahn aber ein paar Botschaften loswerden.

Wenn ich den Jüngeren sage, gebt mal Gas, ich habe früher jedes zweite Wochenende gearbeitet, dann sagen die: Ja, ist Dein Problem, Oliver.“ (Foto: prmagazin/Jörg Heupel)

Wir treffen Oliver Schumacher am Kölner Hauptbahnhof. Der Leiter Kommunikation und Marketing der Deutschen Bahn ist in seine rheinische Heimat gereist, um sich das Spiel des 1. FC Köln anzuschauen und seine Eltern zu besuchen. Schnell entscheiden wir uns gegen den angepeilten, ruhigen Gesprächsort im Bahnhofsgebäude und für das wenige Meter entfernte Brauhaus – Schumacher hat Hunger.

Der 62-Jährige ist gut gelaunt. Ende Juli 2023 beginnt für ihn die passive Phase der Altersteilzeit. Und das bedeutet für ihn: Selbstbestimmtes Handeln wird zur wichtigsten Maßgabe – kein Wunder also, dass das Brauhaus den Konferenzraum sticht. Sein Wunsch nach mehr Freiheit sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden, berichtet Schumacher. Dauernd klingelte das Telefon, die Wochenenden arbeitete er durch. Jetzt freut er sich auf freies Zeitmanagement – zugunsten von Familie, Freunden und Gesundheit.

Schumacher ist zum Ende seiner Karriere mit sich im Reinen. Seine Aufgabe bei der Deutschen Bahn betrachtet er als einen der spannendsten Kommunikationsjobs im deutschsprachigen Raum – aus seiner Sicht hat er alles bewiesen, alles gemacht. 1.000 Pressetermine jährlich in 17 Jahren – das muss man erst mal managen. „Ich habe es gern gemacht, ja geliebt – aber nicht bis an den Sargdeckel“, fasst er zusammen.

Ob es ihm schwerfalle, loszulassen und Platz zu machen für eine Nachfolge? Schumacher antwortet schnell und entschieden: mit einem klaren Nein. Wie sich das anfühlt, hat er in der Politik gelernt: Nach der Niederlage bei der NRW-Wahl im Frühjahr 2005 musste der damalige Regierungssprecher und Staatssekretär unter Peer Steinbrück (SPD) lernen, mit dem Bedeutungsverlust umzugehen. Niederlagen und Neuanfänge sind in seinen Augen eine gute Schule. Und dabei, so der Kommunikationsprofi, zeigt sich immer wieder die Wichtigkeit von Freunden und Familie.


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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der prmagazin-Printausgabe Mai 2023.