Geschlechtergerechtigkeit zählt zu den großen gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit. Wie sieht es mit der Sichtbarkeit von Frauen und Männern in der Presse aus? Argus Data Insights hat für das prmagazin die Berichterstattung in den Wirtschafts- und Politikressorts von 20 deutschen und schweizerischen Leitmedien im September 2022 analysiert.
Strukturelle Benachteiligung, Unterrepräsentierung in höheren Positionen, Sexismus im Alltag – das sind bekannte Sachverhalte, alte Hüte, wenn auch (noch lange) nicht Schnee von gestern. Eklatant sind auch die Unterschiede in der Präsenz von Frauen und Männern in der Presse: Männer wurden im September 2022 in 78 Prozent der Berichterstattung genannt oder zitiert, Frauen halb so häufig (39 Prozent). Im wahrsten Sinne des Wortes sichtbarer sind Männer auch im Bildmaterial: In 44 Prozent aller Beiträge sind sie abgebildet, Bilder von Frauen finden sich nur in jedem fünften Medienartikel (20 Prozent).
Auffällig ist der Unterschied ferner in den Headlines, die für gewöhnlich sofort ins Auge stechen: Wenn Männer in einem Beitrag erwähnt werden, sind sie in jedem vierten Artikel (25 Prozent) in der Überschrift vertreten – Frauen umgekehrt in nur knapp jedem fünften (17 Prozent) der Beiträge.
Kritische Leserinnen und Leser mögen anmerken, das sei per se keine Überraschung: Da Top-Posten in Politik und Wirtschaft nun mal öfter von Männern besetzt sind, führe das zwangsläufig dazu, dass die Medien sie häufiger nennen. Dagegen lässt sich einwenden, dass die Unterschiede auch auf qualitativer Ebene enorm sind: Wenn Männer aufgegriffen werden, dann in 61 Prozent der Artikel als Experten – für Frauen gilt das nur in knapp jedem dritten Fall (29 Prozent).
In 63 Prozent der Artikel werden Männer direkt oder indirekt zitiert, Frauen hingegen nur in jedem vierten (25 Prozent). Ein Gendergap, der sich in seiner Deutlichkeit nicht allein mit der quantitativen Besetzung von Positionen erklären lässt: Wenn Medien dann mal Frauen aufgreifen, attestieren sie ihnen deutlich seltener Expertise als Männern. Zu welchen konkreten Themen sprechen Männer oder Frauen in der Berichterstattung im September? […]

Möchten Sie weiterlesen? Die vollständige Analyse zum Status quo bei der Gleichstellung der Geschlechter in der Medienberichterstattung finden Sie in der prmagazin-Printausgabe November 2022. Klicken Sie hier, wenn Sie ein Jahres- oder Probeabo abschließen oder ein Einzelheft bestellen möchten.