Der Anpacker

Marc Sausen leitet seit fast zehn Jahren die Kommunikation des Kölner Außenwerbers Ströer. Der hat es in dieser Zeit vom mittelständischen Plakatflächenvermieter zum gefeierten Börsenstar und Vorzeigeunternehmen des modernen, digitalen Marketings gebracht – doch es gibt auch Kritik.

Ströer hat meist mehrere Themen gleichzeitig in der Pipeline – mal mit wenig, mal mit viel Bezug zur Dachmarke. „Die Orchestrierung ist die eigentliche Leistung“, sagt Marc Sausen. (Foto: Jörg Heupel)

Seit fast 30 Jahren verschafft die Firma BlowUp Media aus Düsseldorf Marken Aufmerksamkeit – auf Riesenpostern mit bis zu 3.000 Quadratmetern Fläche. Kürzlich hat der Mittelständler sich etwas Neues ausgedacht. Ausgewählte Riesenposter bekommen eine durchsichtige Schicht aus Titandioxid verpasst, die Schadstoffe und Partikel anzieht – und damit die Luft in der Umgebung reinigt. Die Düsseldorfer nennen diese Innovation „The Pure“. „Das ist eine schöne Geschichte, die wir gern auch etwas größer aufhängen“, sagt Marc Sausen.

Bevor Sie sich wundern: Sie sind nicht im falschen Artikel. Das hier ist tatsächlich die Titelstory über den Außenwerber Ströer und seinen Kommunikationschef Marc Sausen. Aber Ströer ist kein Konzerndickschiff, sondern eher so etwas wie eine Flotte. Es gibt ein paar Leitschiffe und Lotsen, dazu kommen viele große und kleine Korvetten und Beiboote. Eins dieser Beiboote ist BlowUp Media, auf deren Website man erst mal scrollen muss, um den Hinweis „ein Unternehmen der Ströer-Gruppe“ zu entdecken.

Weil die Konzernkommunikation unter der Leitung von Marc Sausen sämtliche Storys aus dem komplexen Firmengeflecht ( „Parts of Ströer“,S. 16) steuert – Sausen sagt „orchestriert“ –, ist das luftreinigende Riesenplakat ein Thema für ihn und seine Kollegen. Unter anderem versahen sie den Ströer-Stand auf der Fachmesse Online Marketing Rockstars (OMR) Mitte Mai öffentlichkeitswirksam mit einem „The Pure“-Plakat. Der Fokus lag dort zwar auf digitaler Außenwerbung, doch am Stand veranstaltete Sausen abends auch eine Party zum Relaunch der Ströer-Tochter t-online.

2021 entschieden Sausen und sein Team, dass künftig alle an einem gemeinsamen „Desk“ arbeiten. (Foto: Jörg Heupel)

Es sind Geschichten wie diese, über die Sausen am liebsten spricht beim prmagazin-Besuch in der Konzernzentrale im Kölner Süden. Zum einen, weil sie beweisen, dass Ströer sein wichtigstes Standbein immer noch in einem grundsoliden Geschäft hat: Außenwerbung – also Plakatwände und Litfaßsäulen. Zum anderen zeigen sie aber auch, wie groß die Bandbreite an Themen und Aktivitäten ist. Daher sei es wichtig, den Überblick zu behalten und direkt mit Kollegen aus allen Bereichen in Kontakt zu bleiben, betont der 42-Jährige.

Eine über Jahre festgelegte Strategie hat Sausen nicht. „Die würde dem nicht gerecht werden und uns Flexibilität nehmen“, ist er überzeugt. „Bei mir liegt der Fokus auf dem ,Machen‘ und dem tatsächlichen Effekt einer Kommunikationsmaßnahme.“ Ströer hat schließlich Ambitionen. Das Unternehmen, so die strategische Botschaft hinter all dem, sieht sich nämlich als besonders innovativen Außenwerber – und im Internetzeitalter angekommen. Eine Reihe von Digitalunternehmen aus verwandten, teils recht weit von Außenwerbung entfernten Feldern flankiert das Kerngeschäft.

Ströer verbindet sein angestammtes Thema Außenwerbung (Out of Home – OOH) mit Online-Marketing, Digital- und Dialogmedien (etwa Interactive Media), außerdem mit Content und Datendienstleistungen (t-online, Statista) und sogar mit E-Commerce (Asam Beauty). Die Kölner nennen diese Streuung „OOH Plus“-Strategie – und meinen zunächst einmal, dass sie damit am Werbemarkt besonders breit und damit krisensicher aufgestellt sind.

Neue Impulse für das eigentliche Business bringen die elektronischen Außenwerbe-Screens. Bei diesem Geschäft – „Digital Out-of-Home“ (DOOH) genannt – erzielt das Unternehmen nach eigenen Angaben schon die Hälfte der Vermarktungserlöse über „Trading Desks“ wie im Online-Marketing, über die Kunden Kampagnen vollautomatisiert und programmatisch einbuchen. Wenn der Wetterbericht Pollenflug vorhersagt, zeigt der Screen zum Beispiel Werbung für ein Nasenspray. Wird es sonnig, wird Sonnencreme angepriesen. Daneben wirkt ein luftreinigendes Plakat fast altbacken. DOOH ist für Ströer zurzeit eins der wichtigsten Konzernthemen.

Sausen kann sich erkennbar für all das begeistern. Es ist mehr als zehn Jahre her, dass CEO Udo Müller mit seinen Zukäufen in Richtung Online-Vermarktung begann. Damals schon, erinnert sich Sausen, habe sein Chef immer wieder gesagt, dass irgendwann alle Medien und damit auch Werbeformen auf eine digitale Plattform migrieren würden. „Betrachtet man heute beispielhaft den Status der Digitalisierung von Außenwerbung, sieht man, wie richtig er mit seinen unternehmerischen Visionen lag“, sagt Sausen. Das Unternehmen ist tatsächlich ausgesprochen erfolgreich, hat trotz Corona und Ukraine-Krieg zuletzt Rekordzahlen vermeldet. Börsenanalysten stufen die Ströer-Aktie mehrheitlich als „Kauf“ ein und sehen weiteres Wachstumspotenzial.

Als Marc Sausen beim Vorstellungsgespräch Co-CEO Christian Schmalzl gegenübersaß, war all das noch weit weg. Sausen hatte zwar schon mal von Ströer gehört, aber zu jener Zeit arbeitete der Kommunikator im großen Telekom-Konzern in Bonn […]

Dieser Text ist ein Auszug. Die vollständige Titelstory über die Stöer-Kommunikation unter Marc Sausen lesen Sie in der prmagazin-Ausgabe August 2022.